Integrationsbeauftragte der Bundesregieung stellt achten Bericht zur Lage der Ausländer in Deutschland vor und kündigt gezielte Sprachförderung für Zuwanderer an

Berlin. Beim Thema Integration gebe es zwar Fortschritte, doch "wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir haben die Großbaustelle: Sprache, Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt", sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer CDU), gestern bei der Vorstellung des achten Berichts zur Lage von Ausländern in Deutschland im Bundeskabinett. Sie forderte eine nationale Bildungsoffensive. Von zentraler Bedeutung sei die Sprachförderung von Anfang an.

Im Bundesdurchschnitt gingen neun Prozent weniger Kinder mit Migrationshintergrund in Kindergärten als solche ohne. "Deswegen fordere ich, dass der Besuch des letzten Kindergartenjahres kostenfrei wird", sagte Böhmer in der Kabinettssitzung. Integration sei eine Schicksalsfrage für Deutschland. "Mittlerweile hat etwa jedes dritte Kind unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund. In diesem Jahrzehnt entscheiden wir, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten", sagte Böhmer. Es sei alarmierend, dass jugendliche Migranten fast doppelt so oft die Schule abbrechen wie Schüler aus deutschen Familien. "Noch kann von Chancengleichheit keine Rede sein", so die Staatsministerin. Doch sie warnte: "Wir müssen es schaffen, dass die junge Generation der Migranten eine Generation der Gewinner wird." Dabei sei es entscheidend, einerseits "kluge Köpfe" nach Deutschland zu holen, genauso wichtig aber auch, "kluge Köpfe in Deutschland zu halten".

13,3 Prozent der 15- bis 19-jährigen Migranten haben keinen Schulabschluss. Bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind es sieben Prozent. Auf dem Arbeitsmarkt gebe es immer noch Diskriminierung von Migranten. Ein junger Migrant brauche im Schnitt 17 Monate, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Bei jungen Leuten ohne Migrationshintergrund seien es drei Monate. Die Arbeitslosenquote ist mit 12,4 Prozent (2008) doppelt so hoch wie die von Einheimischen ohne Migrationshintergrund. Böhmer kündigte für die zweite Jahreshälfte einen Gesetzentwurf für eine bessere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse an.

Die Integrationsbeauftragte betonte, die Eltern seien gefordert, zu deren Unterstützung die Zahl der Integrationskurse gesteigert werden müsse. Dafür solle es in diesem Jahr fast 15 Millionen Euro zusätzlich geben. Auch die individuelle Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund solle weiter intensiviert werden.

Aber auch die Länder seien besonders in der Pflicht. "Ich fordere die Länder auf, Schulen mit einem hohen Migrantenanteil besser auszustatten." Nötig seien "mehr Geld, mehr Lehrer und Schulsozialarbeiter sowie mehr Zeit in Form von Ganztagsschulen." Im Jahr 2008 lag dem Bericht zufolge der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bei 19 Prozent. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei dieser Anteil gestiegen.

Böhmer appellierte, dass sich die "wachsende Vielfalt unseres Landes" auch im öffentlichen Dienst widerspiegeln müsse. "Wir brauchen mehr Fachkräfte aus Zuwandererfamilien in Kindergärten und Schulen, aber ebenso bei Polizei, bei Feuerwehr, in der Kommunalverwaltung und in den Ministerien. Bei der Ausbildung und Beschäftigung von Migranten kommt dem öffentlichen Dienst eine Vorreiterrolle zu!", sagte sie. Im Nationalen Integrationsplan hätten sich Bund und Länder auch verpflichtet, mehr Migranten als bisher einzustellen.