„Es war ein Leben, von dem ich sagen kann: Es hat einen Sinn gehabt.“ Helmut Kohls bewegende Feier mit der Polit-Prominenz.

Ludwigshafen. Altbundeskanzler Helmut Kohl hat sich in einer bewegenden Rede bei seinen Weggefährten und Unterstützern bedankt. „Es war ein Leben, von dem ich sagen kann: es hat einen Sinn gehabt“, sagte Kohl beim Festakt zu seinem 80. Geburtstag in Ludwigshafen. Kohl, der nach einem schweren Sturz im Jahr 2008 und einer weiteren Operation Anfang dieses Jahres im Rollstuhl sitzt, hatte mit erheblichen Sprachstörungen zu kämpfen. Zur Griechenland- Krise äußerte er sich optimistisch: „Wenn wir es nicht schaffen, wer kann es dann schaffen.“

Kohl dankte seiner ersten Frau Hannelore dafür, dass sie ihm „viele Jahre treu zur Seite gestanden hat“. Hannelore Kohl hatte sich im Jahr 2001 im Zusammenhang mit einer schweren Lichtallergie das Leben genommen. Zu seiner zweiten Frau Maike Richter, die er 2008 geheiratet hatte und die ihn auf dem Festakt begleitete, sagte der Altkanzler, sie habe „in schwierigen und bitteren Jahren“ zu ihm gestanden. „Jetzt bin ich wieder hier, mit allem, was ich zu bieten habe, und das verdanke ich ihr.“

Seine Nachfolgerin als CDU-Vorsitzende, Kanzlerin Angela Merkel, erwähnte Kohl in seiner Dankesrede nicht. Merkel hatte im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 1999 mit Kohl gebrochen.

Altbundespräsident Roman Herzog sieht die Kritik am Schweigen des früheren Kanzlers über die CDU-Parteispender schwinden. „Nicht Helmut Kohl selbst schwankt, sondern sein Charakterbild in der Geschichte beginnt zu schwanken, und zwar auf die positive Seite“, sagte Herzog in der Laudatio. „Dass Helmut Kohl in dieser Frage das Parteiengesetz verletzt hat, steht fest und wird auch von ihm nicht bestritten.“ Künftige Juristengenerationen wüssten eines Tages nur noch, dass Helmut Kohl der Mann gewesen sei, der Teile des Parteiengesetzes einmal nicht beachtet habe, der andererseits auch den Wiedervereinigungsauftrag des Grundgesetzes erfüllt habe.

Der Rummel war gewaltig und im Jubiläumsjahr der deutschen Einheit auch angemessen: 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie enge Freunde und die Witwen verstorbener Weggefährten haben bei einem Festakt in Ludwigshafen nachträglich den 80. Geburtstag von Altkanzler Helmut Kohl gefeiert. Neben Bundespräsident Horst Köhler und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) waren amtierende und ehemalige Bundesminister, Ministerpräsidenten und politische Weggefährten Kohls aus dem Ausland gekommen.

Der frühere CDU-Vorsitzende Kohl war am 3. April 80 Jahre alt geworden. Den Geburtstag hatte er in seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim im Kreis von Familie und Freunden gefeiert. Wegen seines Gesundheitszustands waren von Bundesregierung und CDU in Berlin geplante Feierlichkeiten abgesagt worden. Öffentliche Auftritte Kohls waren zuletzt selten. Die Teilnahme an einer Preisverleihung in Berlin vergangene Woche hatte er abgesagt. Am Festakt in Ludwigshafen nahm Kohl im Rollstuhl sitzend teil.

Die Feier stand unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Begleitet wurde Kohl von seiner Frau Maike Kohl-Richter. Der Festakt wurde im Pfalzbau von Kohls Heimatstadt Ludwigshafen ausgerichtet. Gastgeber waren Bundeskanzlerin Merkel, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU).

Zudem kamen die Ministerpräsidenten Roland Koch, Christine Lieberknecht, Stefan Mappus und Stanislaw Tillich (alle CDU), der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments und heutige Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, sowie die Städtetagspräsidentin und Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main, Petra Roth.

Aus dem Kreis der ehemaligen europäischen Staats- und Regierungschefs kamen der schwedische Außenminister Carl Bildt, der frühere belgische Ministerpräsident Wilfried Martens, der ehemalige italienische Ministerpräsident und EU-Kommissionspräsident Romano Prodi sowie der österreichische Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Von den zahlreichen Ministern aus Kohls Bundeskabinetten standen Hans-Dietrich Genscher, Günther Krause, Paul Krüger, Oscar Schneider und Dorothee Wilms auf der Gästeliste.

Auch die Wirtschaft war hochrangig vertreten. Als Gäste geladen waren unter anderem Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, BASF-Vorstandschef Jürgen Hambrecht, der Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, Hypo-Real-Estate-Aufsichtsratschef Bernd Thiemann, sowie der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner.

Angekündigt waren außerdem die Kardinäle Karl Lehmann und Friedrich Wetter, die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch und der evangelische Landesbischof in Baden, Ulrich Fischer. Zugesagt hatten auch Traudl Herrhausen und Hergard Rohwedder, deren Ehemänner enge Weggefährten Kohls waren und RAF-Attentaten zum Opfer fielen. Auch die Deutsche und die Pfälzische Weinkönigin, Sonja Christ und Gabi Klein, kamen. Eingeladen war auch Fernsehmoderator Dieter-Thomas Heck.