Als Georg Klein 1980 in die Bundeswehr eintrat, war an Auslandseinsätze noch nicht zu denken – geschweige denn daran, dass deutsche Soldaten eines Tages in einen Guerilla- Krieg in Nordafghanistan verwickelt werden könnten. Im vergangenen Frühjahr traf der Oberst als Kommandeur des zivil-militärischen Wiederaufbauteams in Kundus an. Dort ordnete der damals 48-Jährige eine der wohl umstrittensten Entscheidungen in der Geschichte der Bundeswehr an: Klein befahl den Luftschlag auf gekaperte Tanklaster, bei dem am 4. September 2009 neben Taliban-Kämpfern auch Zivilisten getötet wurden. Die Zahl der Toten und Verletzten wird mit bis zu 142 beziffert. Inzwischen ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen Klein wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Völkerstrafrecht.

Klein hat nach dem Bombardement betont, dass jeder Tote einer zu viel sei. Dass ihm das Schicksal von Zivilisten nicht egal ist, hatte der bei seinen Soldaten beliebte Offizier bereits zuvor gezeigt: Als Deutsche versehentlich einen afghanischen Jugendlichen erschossen, entschuldigte Klein sich noch am selben Tag persönlich bei der Familie. Klein gilt als freundlich und besonnen – und nicht als Offizier, der leichtfertig Bomben abwerfen lassen würde.

Angesichts der zunehmenden Angriffe auf die Bundeswehr in Nord- Afghanistan geriet Klein unter immer stärkeren Druck, wirksam gegen die Taliban vorzugehen. „Die Soldaten müssen in dem Moment auf Angriffe eingestellt sein, wo sie das Tor des Lagers hinter sich lassen“, sagte er. Der Oberst sagte aber auch: „Es sind die kleinen Dinge, die Hoffnung geben – etwa wenn Sie mit Leuten sprechen, die sagen, wie froh sie sind, dass die (Internationale Schutztruppe) ISAF hier ist.“

Klein durchlief 1993 die Generalstabsausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg und machte anschließend Karriere unter anderem in Bonn, Brüssel, Köln und Koblenz. 2006 wurde er zum Oberst befördert. Vor seiner Versetzung nach Kundus war Klein Chef des Stabes der 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig. Nach dem Bombardement blieb er trotz aller Kritik in Deutschland bis zum Ablauf seiner Dienstzeit Ende September in Kundus. Danach ging er zurück nach Leipzig – auf seinen alten Posten.