Studie der FU Berlin untersucht linksradikale Einstellungen in der Gesellschaft

Berlin. „Gegen Staat und Kapital – für die Revolution!“ So heißt eine empirische Studie zum Linksextremismus, die ein Forscherteam der Freien Universität Berlin am Montag vorgestellt hat. Auf 650 Seiten versuchen die Autoren, prägende „Gesellschafts- und Menschenbilder der linksextremen Szene“ herauszuarbeiten und zu untersuchen, wie hoch die Akzeptanz dieser Einstellungen im Rest der Bevölkerung ist.

Zu den wichtigsten politischen Einstellungen, die abgefragt wurden, zählen Antikapitalismus, Antifaschismus, Antirassismus, Demokratiefeindlichkeit und ein Weltbild, in dem der Kommunismus ein erstrebenswerter Idealzustand ist. Die Forscher analysierten auch „strukturelle Gemeinsamkeiten von Rechts- und Linksextremismus“, darunter vor allem einen doktrinären Fanatismus, der einen exklusiven Wahrheitsanspruch formuliert und zu Verschwörungstheorien neigt.

Nicht einmal die Hälfte der Befragten akzeptiert Gewaltmonopol des Staates

Das „linksextremistische Personenpotenzial“ liegt demnach bei 17 Prozent der Bevölkerung (Westen: 14 Prozent, Osten: 28 Prozent). In dieser Gruppe ist die Ablehnung der wirtschaftlichen wie politischen Ordnung der Bundesrepublik besonders stark. Doch auch in der Gesamtbevölkerung finden sich viele Positionen, die dieser prinzipiell negativen Einstellung ähneln. So äußern sich 42 Prozent der Befragten insgesamt, im Osten sogar 54 Prozent, unzufrieden mit der Demokratie in Deutschland. Eine absolute Mehrheit ist der Meinung, dies sei keine „echte“ Demokratie, weil der Einfluss der Wirtschaft zu groß sei. Ein Drittel glaubt, der Kapitalismus führe zwangsläufig zu Armut, Hunger und Krieg. Jeder Fünfte sieht sogar die Gefahr eines „neuen Faschismus“ heraufziehen.

Jeder fünfte Deutsche plädiert für eine „Revolution“ – im Osten ist es beinahe jeder vierte Bürger, weil Reformen keine grundlegenden Veränderungen ermöglichten. Eine Mehrheit im Osten (59 Prozent) hält denn auch den Sozialismus beziehungsweise Kommunismus nach wie vor für eine „gute Idee“, die bislang nur schlecht verwirklicht wurde. Im Westen liegt der Anteil der Menschen, die dieser Auffassung folgen, immerhin noch bei einem guten Drittel. Die geringste Revolutionsneigung herrscht bei Anhängern der Union, interessanterweise gefolgt von den Sympathisanten der Grünen.

Unter den Linksextremisten akzeptiert nur gut ein Drittel das Gewaltmonopol des Staates. Auch unter der Gesamtbevölkerung macht die Zustimmung zu diesem Kernelement des demokratischen Rechtsstaats nicht einmal 50 Prozent aus. Für die extrem linke Szene heißt das: Zwei Drittel schließen aus politischen Gründen Gewalt gegen Sachen oder Personen nicht grundsätzlich aus.