Berlin. Die desaströse Materiallage der Bundeswehr ist seit Monaten bekannt. Nun haben sich Soldaten des deutschen Verbandes in der Eingreiftruppe Nato Response Force (NRF) über das „Nichtvorhandensein von Ausrüstungsgegenständen“ beschwert. Beim Nachtsichtgerät Lucie gebe es ein „Fehl von 76 Prozent“, bei den Waffen P8 fehlten „41 Prozent“ und beim Maschinengewehr MG3 „31 Prozent“. Dies geht aus einem internen Bericht eines Inspizienten der Bundeswehr hervor, der den ARD-Politikmagazinen „Kontraste“ und „Report Mainz“ vorliegt. Besonders prekär: Für das Gefechtsfahrzeug GTK Boxer ist die vorgesehene Bewaffnung sogar zu „100 Prozent“ nicht vorhanden.

In dem internen Bundeswehr-Bericht wird geschildert, dass während der multinationalen Nato-Übung Noble Ledger in Norwegen „das Rohr an der Waffenanlage des GTK Boxer mit einem schwarz angestrichenen Besenstiel simuliert wurde, da keine Rohre für die Waffenanlage verfügbar waren“. Das Problem sei auch noch nicht gelöst: „Bis zum heutigen Tag verfügt der Verband über keine Rohre für die Waffenanlage.“

Der Gründer der NRF, General a. D. Harald Kujat, sagte: „Ich habe so etwas noch nicht erlebt, das muss ich ganz ehrlich sagen. Aber für die betroffenen Soldaten ist das natürlich eine Situation, die an Peinlichkeit nicht zu überbieten ist.“ Dieser Verband solle innerhalb von kürzester Zeit an jedem beliebigen Ort, wo eine Gefahr für Mitgliedsstaaten auftreten kann, in Einsatz kommen. Wenn das nicht gewährleistet sei, blamiere sich die Nato und die Bundesrepublik Deutschland, sagte Kujat.

Im Verteidigungsministerium hieß es, der von der ARD zitierte Bericht sei schon älteren Datums. Mittlerweile habe der Generalinspekteur eine Anweisung erteilt, wonach der Verband vollumfänglich mit dem nötigen Material ausgerüstet werden solle.