Berlin. Der frühere SPD-Abgeordnete Sebastian Edathy kehrt zurück in den Bundestag – wenn auch nur für einen Tag. Der Auftritt des ehemaligen Innenpolitikers, der im Februar wegen Kinderpornografieverdachts sein Mandat niedergelegt hatte, ist dazu angelegt, in der SPD maximale Nervosität zu erzeugen. Der 45-Jährige, dessen vielversprechende politische Karriere im vergangenen Februar ein jähes Ende fand, sieht sich als Opfer. Die SPD befürchtet, dass er bei seinem Auftritt am heutigen Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss, der sich mit seiner Affäre befasst, auf Rache sinnt.

Führende Sozialdemokraten äußern Zweifel an Edathys Glaub-würdigkeit. Generalsekretärin Yasmin Fahimi und Parlamentsgeschäftsführerin Christine Lambrecht weisen darauf hin, dass sich Edathy in einer Kernfrage selbst zuvor anders geäußert habe. Dabei geht es um Aussagen Edathys, wonach Parteifreunde ihn über Ermittlungen wegen Kinderpornografie informiert hätten. „Ich bin sehr überrascht über die Aussagen von Sebastian Edathy, sie stehen im drastischen Gegensatz zu seinen bisherigen Einlassungen“, sagt Fahimi. Sie nahm SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und den früheren innenpolitischen Sprecher der Fraktion, Michael Hartmann, gegen die Vorwürfe Edathys in Schutz, ihn erst vor Ermittlungen wegen Kinderpornografie gewarnt, dann aber fallen gelassen zu haben. Edathy hatte am Dienstag Auszüge aus seiner SMS-Kommunikation mit anderen SPD-Politikern veröffentlicht, um seine Aussagen zu untermauern. Diesem Ziel soll auch eine eidesstattliche Erklärung Edathys dienen. Oppermann und Hartmann bestreiten dagegen, ihren früheren Fraktionskollegen vor den Ermittlungen gewarnt zu haben. So steht Aussage gegen Aussage. Die Frage, ob Edathy damals vielleicht von Parteikollegen gewarnt wurde, ist auch deshalb brisant, weil Edathy im Verdacht steht, eine Festplatte und andere mögliche Beweismittel beiseitegeschafft zu haben.

Unterdessen berichtet der Sender MDR Info unter Berufung auf Informationen aus dem Umfeld des Untersuchungsausschusses, Hartmann habe sein Krypto-Handy, mit dem er mit Edathy kommuniziert haben soll, bereits im März als gestohlen gemeldet. Als Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages stand Hartmann ein abhörsicheres Krypto-Handy zu.