Die Integrationsbeauftragte aus Hamburg hält den Vorstoß der CSU, Zuwanderern auch im familiären Bereich die deutsche Sprache anzuordnen, für absurd. Auch im Internet macht sich die Unionspartei zum Gespött.

Berlin. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), hat die CSU-Forderung, wonach Zuwanderer zu Hause deutsch sprechen sollen, als absurd bezeichnet. „Wer soll das denn überprüfen?“, fragte die stellvertretende SPD-Vorsitzende am Montag im ZDF-Morgenmagazin. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verteidigte dagegen den Vorschlag.

Im Leitantrag für den CSU-Parteitag am kommenden Wochenende in Nürnberg heißt es: „Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ Die Forderung hatte am Wochenende für Diskussionen gesorgt und auch eine Welle von Spott und Empörung ausgelöst. Der Parteivorstand der Christsozialen will am Montag über den Entwurf beraten.

Nach Angaben der Integrationsbeauftragten Özoguz zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse eindeutig, dass Eltern mit ihren Kindern die Sprache sprechen sollten, die sie am besten beherrschen. Entscheidend sei es, die allgemeine Sprachfähigkeit der Kinder zu stärken, so Özoguz. Dies erleichtere dann auch das Deutschlernen.

Die Hamburgerin betonte, eine Sprachförderung sei für viele Kinder wichtig – nicht nur für die, die aus Einwandererfamilien kämen. Aber auch die Zweisprachigkeit müsse unterstützt werden, meinte Özoguz.

Scheuer betonte in der „Passauer Neuen Presse“ (Montag), die CSU wolle keine Vorschrift, keine Pflicht und keine Kontrolle. Für die CSU gelte der Grundsatz, dass die deutsche Sprache der Hauptschlüssel zur Integration sei. Seine Partei wolle dazu motivieren, dass nicht nur in der Schule und am Arbeitsplatz deutsch gesprochen werde, sondern möglichst oft im Alltag. Auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte am Wochenende betont, natürlich sei es hilfreich, wenn Zuwanderer zu Hause Deutsch sprächen. Die Union müsse die Themen, die anzusprechen seien, auch deutlich ansprechen, bekräftigte Tillich.

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Thomas Strobl hatte dagegen betont, er halte nichts von der Forderung der Schwesterpartei CSU, wonach Zuwanderer auch zu Hause deutsch sprechen sollten. Auch der CDU-Generalsekretär Peter Tauber sprach sich dagegen aus.

Hohn und Spott im Internet

Im Internet regiert derweil der Spott über den CSU-Vorstoß. Vor allem in den sozialen Netzwerken machen sich zahlreiche User mit eigenen kreativen Vorschlägen lustig. Bei Twitter wurde dafür eigens das Hashtag “#YallaCSU“ angelegt. „Hey CSU, wie wäre es mit einer Jubelpflicht für Ausländer, wenn die DFB-Elf spielt?“, schrieb dort etwa „C_Holler“.

Und die Redaktion des NDR-Satiremagazins „Extra3“ twitterte: „Richtigstellung: CSU will keine Deutschpflicht für Migranten. Generalsekretär Andi Scheuer ist falsch ins Deutsche übersetzt worden.“

Sascha Lobo bescheinigt der CSU eigenes Satirepotential: „Von Deutsch-Pflicht bis PKW-Maut – die CSU zeigt, dass sie verzweifelt auf ein anderes Wählerpotenzial zielt: das von Martin Sonneborn“; schrieb der Polit-Blogger mit Blick auf das Satireblatt „Titanic“.