Report: Zahl bedürftiger Menschen steigt und damit die Bedeutung ihrer medizinischen Versorgung

Berlin. Von der Mundhygiene über die Krone bis zur Prothese: Die zahnärztliche Versorgung von pflegebedürftigen Menschen ist deutlich schlechter als bei Nicht-Pflegebedürftigen. Das ist ein Ergebnis des diesjährigen Pflegereports der Barmer GEK, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Erstmals habe man die Zahngesundheit in den Fokus genommen und dabei drastische Unterschiede feststellen können, sagte Barmer-GEK-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker. „Der Zahnarzt sieht Pflegebedürftige viel zu selten“, unterstrich Schlenker.

Während rund 30 Prozent der nicht pflegebedürftigen Versicherten einmal im Quartal einen Zahnarztkontakt haben, liegt die Zahl laut Bericht bei Pflegebedürftigen um zehn Prozent niedriger. Bei den Pflegestufen II und III, also den Patienten, die verstärkten Pflegebedarf haben, sei der Unterschied sogar noch größer, so das Ergebnis der Forscher. Bei Pflegebedürftigen der Stufe III liege die Behandlungshäufigkeit um bis zu 16,5 Prozent niedriger als bei Versicherten, die nicht pflegebedürftig sind. Darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede, ob die Person von der Familie, ambulant oder im Heim betreut wird. „Dort, wo nur Pflegegeld gezahlt wird, haben wir es mit Familien zu tun, die zwar viele Belastungen dadurch haben, aber auch nach der Zahngesundheit schauen“, sagte der Mitverfasser des Berichts, Heinz Rothgang. Vor allem in Pflegeheimen sei die Versorgung indes oft schlecht.

Es sei in Heimen und bei der ambulanten Pflege schwerer, die Personen zu versorgen, etwa bei einer schweren Demenz oder aufgrund von Bettlägerigkeit. Darüber hinaus müsse die Behandlung oft auf die Medikamente der älteren Patienten ausgerichtet werden. Gewisse Eingriffe seien kaum denkbar, da eine Anästhesie tödlich verlaufen könnte, fügte Schlenker hinzu. Es liegt, so der Bericht, aber auch an den Anreizen für einen Zahnarzt, in Heimen oder bei Pflegebedürftigen zu Hause Untersuchungen anzubieten. Es gebe bereits Schritte, um die Versorgung zu verbessern, sagte Rothgang. So sei Anfang des Jahres eine Vereinbarung zwischen GKV-Spitzenverband und Kassenärztlicher Bundesvereinigung über eine bessere zahnmedizinische Versorgung geschlossen worden. Auch hätten einige Zahnärzte und Pflegeheime bereits eine Kooperation vereinbart. Wie sich diese auswirke, sei jedoch frühestens im kommenden Jahr ablesbar. Es brauche zudem noch weitere Reformen, etwa bei der Weiterbildung der Pfleger oder bei der Ausrichtung von Zahnarztpraxen auf Pflegebedürftige, betonte Rothgang.

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen stieg 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf rund 2,5 Millionen. „Grund ist allein die demografische Entwicklung“, sagte Schlenker. 2050 sollen in Deutschland mehr als 4,5 Millionen pflegebedürftig sein.