Berlin. Die Bundeswehr wirbt um Nachwuchs – und das jetzt auch in einem Ladengeschäft zwischen Apotheke und Schuhladen direkt am Berliner Bahnhof Friedrichstraße. Karriereberater sollen im Zentrum der Hauptstadt in einem am Mittwoch eröffneten sogenannten Showroom – dem ersten in Deutschland – über Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bei der Truppe informieren sowie andere Fragen rund um die Bundeswehr beantworten. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nennt dies einen Schritt in die „Mitte der Gesellschaft“.

„Die Laufkundschaft ist für uns das A und O“, sagt der Leiter des Showrooms, Jürgen Klau. Er erwartet, dass nicht nur Menschen vorbeischauen, die sich für eine militärische oder zivile Bundeswehrkarriere interessieren. Er wolle „hier auch Leute haben, die der Bundeswehr kritisch gegenüberstehen“. Die Bezeichnung „Showroom“ begründet Klau damit, dass die Bundeswehr den „Sprachjargon der jungen Leute“ habe aufgreifen wollen.

Dass die Bundeswehr hier gut sichtbar sein will, zeigt auch der blaue Schriftzug über dem Eingang. „Bundeswehr – Wir dienen Deutschland“, verkündet dieser. Geöffnet ist der 43 Quadratmeter große Raum zu den üblichen Geschäftszeiten werktags von 9 bis 20 Uhr. Im Innern finden sich Bildschirme, alle Arten von Informationstechnik und eine Schaufensterpuppe in Tarnuniform. Die Aufmachung sei aber möglicherweise noch verbesserungsfähig, gibt Klau zu.

Die Bewerberzahlen seien in jüngster Zeit „deutlich gestiegen“, sagt Ministerin von der Leyen bei der Eröffnung. Vor allem junge Frauen interessierten sich zunehmend für die Truppe. Die Attraktivität der Bundeswehr zu steigern und so besser mithalten zu können im Kampf um den Nachwuchs ist erklärtes Anliegen der Ministerin.

In einer Mitteilung der Bundeswehr heißt es, mit der Eröffnung des Informationsraums sei „der Kasernenzaun als Barriere“ überwunden. Es gebe nun „eine moderne, offene und ortsfeste Plattform“ für einen Dialog zwischen Truppe und Öffentlichkeit. „Wir sind bewusst in die Mitte der Stadt gegangen“, sagt von der Leyen. Die Bundeswehr wolle sich „mit allen ihren Vorzügen“ präsentieren, aber auch der Kritik begegnen, die ihr entgegenschlage.

Kritik bleibt auch am Mittwoch nicht aus, eine Gruppe von Demonstranten bekundet lautstark ihren Unmut über die Bundeswehr. „Kein Werben fürs Sterben“, skandieren etwa 20 Friedensaktivisten. Die Ministerin nimmt es gelassen. Sie würde sich „freuen, wenn die Demonstranten nicht nur schreien, sondern zu Diskussionen kommen würden“, sagt sie. „Die Tür des Showrooms ist offen.“