Ein deutsches Seglerpaar wurde auf Philippinen verschleppt. Die IS-Sympathisanten haben die Bundesregierung aufgefordert, den Kampf gegen IS einstellen. Unterdessen geht die Offensive in Syrien weiter.

Manila/Berlin. Große Sorgen um zwei deutsche Geiseln in den Händen muslimischer Extremisten auf den Philippinen. Im Internet kursierten am Mittwoch Botschaften, wonach die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf damit droht, zunächst einen der beiden Segler zu enthaupten, falls kein Lösegeld gezahlt wird. Zudem wird Deutschland aufgefordert, seine Unterstützung für die USA im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) im Irak und in Syrien zu stoppen. In der Botschaft werden die IS-Terroristen als „muslimische Brüder“ bezeichnet. Abu Sayyaf verbreitete ein Foto, auf dem maskierte schwerbewaffnete Männer mit ihren deutschen Opfern posieren. Einer der Terroristen zeigt mit einer Machete auf den Mann, bei dem es sich um einen Professor aus dem Rheingau handeln soll. Neben ihm kniet seine Freundin.

Wenige Stunden nach Bekanntwerden der Abu-Sayyaf-Drohung stellten Islamisten in Algerien am Mittwochabend ein Video ins Internet, das die Enthauptung eines Franzosen zeigen soll. Der 55 Jahre alte Bergführer aus Nizza war am Sonntag gefangen genommen worden. Die Terroristen forderten ultimativ ein Ende der französischen Luftangriffe gegen die IS-Miliz. Die Pariser Regierung lehnte dies jedoch ab. Die beiden Deutschen waren bereits im April von ihrer Yacht in Palawan im Westen der Philippinen verschleppt worden. Nun verlangen die Extremisten neben dem Ende der deutschen Unterstützung für die Anti-IS-Koalition 4,3 Millionen Euro Lösegeld. Sie setzten eine Frist zur Erfüllung ihrer Forderungen bis zum 10. Oktober.

Die Bundesregierung sieht jedoch keine Veranlassung, ihre Strategie im Kampf gegen den IS zu ändern. Drohungen seien nicht das geeignete Mittel, um Einfluss auf die deutsche Außenpolitik zu nehmen, hieß es im Bundesaußenministerium. „An unserer Politik in Syrien und Irak wird sich deshalb auch nichts ändern“, sagte eine Sprecherin. Es werde daran gearbeitet, wie man zu einer Freilassung der Geiseln kommen könne. „Wir haben einen Krisenstab, der sich mit dem Fall befasst.“

Mehrere Geiseln vermutet

Die Gruppe Abu Sayyaf ist für einige der schlimmsten Terroranschläge auf den Philippinen verantwortlich. Sie kämpft für eine Abspaltung eines muslimischen Staates von dem überwiegend katholischen Inselstaat. In ihren Händen werden mehrere ausländische Geiseln vermutet. Die Extremisten erpressten in der Vergangenheit mehrfach Geld, um ihren bewaffneten Kampf zu finanzieren. Im Jahr 2000 verschleppten Abu-Sayyaf-Terroristen die deutsche Familie Wallert und andere Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia nach Jolo (Philippinen). Die Wallerts kamen erst nach mehr als drei Monaten frei. Zuvor hatte Libyen den Separatisten pro Kopf eine Million Dollar als „Entwicklungshilfe“ gezahlt.

US-Präsident Barack Obama kündigte gestern vor der Uno in New York einen Kampf bis zur Vernichtung der IS-Miliz an. Die Welt stehe am Scheideweg zwischen Krieg und Frieden. Die USA seien bereit, eine internationale Koalition gegen die IS anzuführen, die den Nahen Osten mit einem „Netzwerk des Todes“ überzogen habe.

Unterdessen rücken die IS-Terroristen trotz der schweren US-Luftangriffe in Syrien immer weiter vor. Im Norden des Landes zogen sie nach kurdischen Angaben den Ring um die Stadt Kobani enger zusammen. „Die Zahl ihrer Kämpfer ist gewachsen, die Zahl ihrer Panzer ist gewachsen“, sagte der Vize-Kommandant der kurdischen Kämpfer, Ocalan Iso. Die Stadt sei in Gefahr. Die US-Luftwaffe müsse die Stellungen der Islamisten unter Feuer nehmen. Den kurdischen Kräften fehlten schwere Waffen, um den IS aufzuhalten.

In den Niederlanden hat das Kabinett die Entsendung von sechs F-16-Kampfjets zur Unterstützung der Angriffe in Syrien und im Irak beschlossen. Auch die belgische Regierung ist zur Entsendung von sechs F-16-Jets bereit. Über den Einsatz der Maschinen soll heute oder morgen das Parlament abstimmen. Auch in Großbritannien prüft die Regierung jetzt eine militärische Beteiligung an den Luftschlägen gegen die IS-Miliz. Deutschland dagegen lehnt die Entsendung von Kampfflugzeugen ab. Stattdessen sollen die kurdischen Kämpfer mit Waffen und Munition unterstützt werden. Gestern allerdings konnte das niederländische Transportflugzeug, das die Waffen ins Krisengebiet fliegen sollte, zunächst wegen eines technischen Defekts nicht starten.