Generalleutnant Richard Roßmanith: Politik muss Rolle der Bundeswehr in der deutschen Außenpolitik besser erklären

Hamburg. Wie ein roter Faden zogen sich zwei Begriffe durch alle Vorträge und Foren einer Tagung der Clausewitz-Gesellschaft am Wochenende in Hamburg, dem Verein von aktiven und ehemaligen Offizieren im Generalstabs- und Admiralstabsdienst: die geopolitische Lage Deutschlands und seine Rolle in der Geschichte und in gegenwärtigen Konflikten.

In der Nato und der EU wird Deutschland eben nach seiner geografischen Lage in der Mitte Europas, nach seinem Potenzial und seinen Fähigkeiten als das Rückgrat der kollektiven Verteidigung gesehen und beurteilt. Ist aber Deutschland der sichere Partner, der sich abseits von Faktoren wie Wirtschaftskraft und humanitärer Hilfe auch dann noch einbringt, wenn es wirklich zählt? Die Diskussion darüber, welchen Beitrag Deutschland in den aktuellen Krisen leisten könne, wirft viele Fragen auf.

Der nach dem Zusammenbruch des Ostblocks vom damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) geprägte Satz, „Wir sind von Freunden und Verbündeten umzingelt“ habe, so der Befehlshaber des Multinationales Kommandos in Ulm, Generalleutnant Richard Roßmanith, „Bürger dazu verführt zu glauben, Deutschland könne, in etwas vergrößertem Maßstab, so etwas wie die Schweiz sein“. Auf ein solches latent vorhandenes Bewusstsein von Pazifismus muss die Politik tragfähige Antworten finden. Die könnten und dürften aber nicht an den extremen Rändern der Diskussion sondern vor allem in ihrer Mitte gefunden werden. „Wir haben“, so Roßmanith weiter, „ein Kommunikations- und ein Substanzproblem. Wir müssen an beiden Dingen arbeiten, um ein Minimum an Verständnis und Unterstützung für die Aufgaben der Bundeswehr und für Auslandseinsätze zu bekommen. Ich empfehle auch dort einerseits Empathie, auf der anderen Seite aber auch eine gewisse Nüchternheit und einen gewissen Realitätssinn, für das, was man erreichen will.“

Man müsse auch unserer Bevölkerung sagen, dass das, was die Bundeswehr beiträgt, immer nur ein Teil ist, gemeinsam mit anderen Beiträgen wie Diplomatie, Entwicklungspolitik oder Aufbauhilfe. „Dieser militärischer Beitrag steht dann auch nicht für sich alleine“, so Generalleutnant Roßmanith, „sondern findet in der Regel auch noch in einem multinational Zusammenhang statt. Er ist also Teil eines internationalen Engagements, zu dem wir mal mehr, mal weniger beitragen. Auch dafür ist zu werben.“