Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck hat gemeinsam mit seinem polnischen Kollegen Bronisław Komorowski in Berlin eine Ausstellung zum Warschauer Aufstand vor 70 Jahren eröffnet. Die Ausstellung in der deutschen Hauptstadt sei „notwendig, vielleicht überfällig“, sagte Gauck in seiner Rede zur Eröffnung der multimedialen Schau in Berlin-Mitte. Er hob die „spezifisch polnische Perspektive“ der Ausstellung hervor. Diese helfe zu verstehen, „welche besondere Rolle der Warschauer Aufstand in der polnischen Geschichte spielt“.

Am 1. August 1944 hatten sich die Bewohner der polnischen Hauptstadt gegen die deutschen Besatzer erhoben. Die Widerstandskämpfer hofften auf die Unterstützung der vorrückenden Alliierten-Truppen, doch die Hilfe blieb aus. Nach mehr als 60 Tagen wurde der Aufstand niedergeschlagen, mehr als 170.000 Warschauer bezahlten den Widerstand mit ihrem Leben. In Polen ist der Warschauer Aufstand bis heute ein Symbol für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit. Auch die Gewerkschaft Solidarność ließ sich davon inspirieren. In Deutschland ist das historische Ereignis dagegen weit weniger präsent, wie Gauck in seiner Rede sagte: Der deutsche Überfall auf Polen am 1.September 1939 habe sich als Beginn des Zweiten Weltkriegs tief in das Bewusstsein der Deutschen eingegraben. Die anschließende, gut fünfjährige Besetzung Polens werde im kollektiven Gedächtnis hingegen oft überlagert vom Krieg gegen die Sowjetunion und vom Völkermord an den Juden.

Gauck würdigte zugleich die Fähigkeit der Polen zu vergeben, „als Deutsche Reue zeigten“. Abgesehen von einem Teil der Tschechoslowakei sei kein anderes Land länger von der Wehrmacht besetzt gewesen als Polen, kein anderes Land sei so systematisch durch Verschleppung und Mord entvölkert worden.

Angesichts der Ereignisse „grenzt es für mich an ein Wunder, dass Polen und Deutsche heute nicht nur Nachbarn sind, die sich vertragen, sondern Freunde, die sich mögen“. Heute seien Deutsche und Polen in gemeinsamen politischen und militärischen Bündnissen verbunden.