Berlin. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will die deutsche Flüchtlingshilfe für den Nahen und Mittleren Osten ausweiten. „Angesichts der aktuellen Dramatik will ich in der kommenden Woche im Rahmen der Haushaltsberatungen die Sondermaßnahmen für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak verstärken – und dafür voraussichtlich weitere 50 Millionen Euro bereitstellen“, sagte er.

In den vergangenen beiden Jahren habe die Bundesregierung für Flüchtlingshilfe in der Region bereits 500 Millionen Euro eingesetzt. Darüber hinaus sei aber auch ein europäisches Sonderprogramm notwendig, finanziert aus dem europäischen Flüchtlingsfonds, forderte Müller. „Wir sollten Mittel umschichten und eine Sonder-Milliarde der EU für Frieden und Entwicklung investieren.“ Müller erinnerte daran, dass Deutschland „das Gros der Flüchtlinge“ aufnehme. Auch die übrigen 27 EU-Staaten müssten ihren Teil der Verantwortung übernehmen, forderte er.

Die Kämpfe im Irak forderten unterdessen weitere Todesopfer. Islamistische Aufständische haben in zwei westirakischen Städten 21 Menschen hingerichtet, teilten Offiziere und Ärzte am Sonntag mit. Die Exekutionen erfolgten in den Städten Rawa und Ana, die von Kämpfern der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (Isis) gestürmt worden waren. Bei den Getöteten handelte es sich den Angaben zufolge um Repräsentanten der bisherigen Autoritäten. Die irakische Armee hatte sich nach eigenen Angaben aus „taktischen“ Gründen aus den Städten zurückgezogen. Die Dschihadisten hatten zuletzt mehrere große Städte erobert. Hunderttausende Iraker flohen vor den Kämpfen.

Am Freitag hatten die Extremisten bereits den Grenzübergang zu Syrien, Al-Kaim, eingenommen. Durch die Eroberung des Grenzpostens kann die Extremistengruppe nunmehr ungehindert ihre Kämpfer im Irak und Syrien mit Waffen versorgen. Die Islamisten streben die Errichtung eines Gottesstaates vom Irak bis zum Mittelmeer an.

US-Präsident Barack Obama zeigte sich in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview äußerst besorgt. Washington bleibe „wachsam“, werde aber keine Truppen überall dort hinschicken, „wo diese Gruppe auftaucht“, sagte er. Das militärische Engagement der USA werde so umrissen, das daraus nicht schleichend ein immer größerer Einsatz – eine „Mission Creep“ – werde.

In der irakischen Hauptstadt Bagdad versucht die schiitische Regierung derweil, den Widerstand zu organisieren. Am Sonnabend paradierten Tausende Freiwillige in Tarnanzügen durch das Slumviertel Sadr. Wie in Syrien regt sich auch im Irak unter den Sunniten Widerstand gegen die Isis.