Der ehemalige Staatssekretär im Verteidigungs- und Entwicklungsministerium hat lange auf einen Platz im Kabinett gewartet

Berlin. Dass Christian Schmidt nicht auf der öffentlich kursierenden Liste der möglichen Nachfolger von Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich stand, ist typisch. Allenfalls als Tauschkandidat wurde Schmidt gehandelt; für den jetzigen Entwicklungsminister Gerd Müller. Der sei, so hieß es, ja Agrarexperte und könnte wechseln. Bliebe sein Staatssekretär – Schmidt – als Nachfolger übrig. Nun ist es anders gekommen, und Horst Seehofers Entscheidung, den Mittelfranken aus dem Ort Obernzenn zum Agrarminister zu machen, ist konsequent. Der 56-Jährige wollte schon lange Minister werden. Zuletzt war seine Enttäuschung kaum zu übersehen, als er bei der Verteilung der Posten in der Großen Koalition wieder auf einen Staatssekretärsposten kam.

Unbedachtes Reden, wie es mancher in der CSU trotz großen Mitgefühls Hans-Peter Friedrich in der Edathy-Affäre durchaus vorwirft, zeichnet Schmidt nicht aus. Ins Entwicklungsressort kam er aus dem Verteidigungsministerium. Dort war er unter Franz Josef Jung (CDU), Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Thomas de Maizière (CDU) neun lange Jahre Staatssekretär. Fast schien es, als gelte für die CSU, was für die CDU gilt: einmal Staatssekretär – nie Minister.

Schmidt überstand den Rücktritt von zwei Ministern und den Fast-Rücktritt seines letzten Hausherrn de Maizière wegen der Affäre um die Drohne „Euro Hawk“. Darin war er nicht verwickelt. Schmidt ist ein klassischer Parteifunktionär. Schon mit 16 trat er in die Junge Union ein. Seit 1990 sitzt der Jurist im Bundestag. Im Oktober 2011 wurde er Vize seiner Partei und 2013 bestätigt. Seine Wahlergebnisse waren nie Anlass für Euphorie, sie waren solide, wie Schmidt es ist. Mit strahlenden Ergebnissen stehen am Ende eben auch in Parteien die da, die man nicht nur kennt und schätzt, sondern von denen ab und zu in der Presse zu lesen ist.

Dass Schmidt wie Friedrich aus Franken kommt, passt. Der Regionalproporz ist eine entscheidende Größe in der CSU. Wie wichtig, beweist Schmidts Nachfolger als Staatssekretär. Der 45 Jahre alte Thomas Silberhorn ist Oberfranke, womit sich dieser CSU-Bezirk auch wieder repräsentiert fühlen darf. Silberhorn leitete seit 2005 den Arbeitskreis für Entwicklungspolitik der CSU-Landesgruppe. Er ist also vom Fach. Agrarexperte ist Schmidt dagegen nicht. Schon längst ist Expertise bei der Besetzung von Ressorts nicht mehr das entscheidende Kriterium. Schmidt wird sich schnell einarbeiten. Daran besteht kein Zweifel.