Erstmals ist im NSU-Prozess der Mord an der Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter behandelt worden. Vor dem Münchener Oberlandesgericht sagten zwei Beamte, die damals 22-Jährige sei bei ihrem Entreffen bereits tot gewesen.

München. Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München ist am Donnerstag zum ersten Mal der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 in Heilbronn behandelt worden. Mehrere Polizisten sagten dazu aus, wie die mit einen Kopfschuss getötete 22-Jährige und ein ebenfalls durch einen Kopfschuss verletzter Kollege nach der Tat aufgefunden worden waren. Der damals 24-Jährige sollte im weiteren Verlauf des Donnerstags ebenfalls vernommen werden.

Kiesewetter soll von den NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen worden sein. Es handelt sich um den letzten bekannt gewordenen Mord, der dem rechtsextremen Trio zugeschrieben wird, dessen einzig noch lebendes Mitglied Beate Zschäpe in München vor Gericht steht. Der Polizistenmord von Heilbronn gibt bis heute viele Rätsel auf. So ist unklar, warum der NSU nach zuvor neun Morden an Migranten mutmaßlich erstmals Polizisten angriffen hatte. Auch ist unklar, warum die Mordserie nach dieser Tat endete. Laut Anklage verübten Mundlos und Böhnhardt den Anschlag. Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt.

„Ich bin auf die Fahrerseite, wo die Kollegin Kiesewetter teilweise heraushing“, sagte ein Polizeihauptkommissar. „Ich bin davon ausgegangen, dass ich keine ersten Maßnahmen mehr treffen kann.“ Nach seiner Einschätzung war die aus Thüringen stammende Beamtin nach einem Kopfschuss bereits tot.

Auch der zweite damals zuerst am Tatort eingetroffene Polizist sagte aus, dass Kiesewetter bereits bei ihrem Eintreffen wenige Minuten nach der Alarmierung tot gewesen sei. Kiesewetters Kollege habe dagegen noch kurz die Augen geöffnet und sei direkt von Sanitätern versorgt worden. Bereits nach kurzer Zeit sei aufgefallen, dass beiden Beamten die Dienstwaffen entwendet worden seien, sagte einer der Zeugen aus.

Die Waffen wurden im November 2011 neben den Leichen von Böhnhardt und Mundlos entdeckt. Die beiden sollen sich nach einem missglückten Banküberfall das Leben genommen haben.