Berlin/Düsseldorf. Kinder aus einkommensschwachen Familien müssen vor allem auf soziale Aktivitäten verzichten. Es fehlt ihnen aber auch viel häufiger als anderen Kindern das Nötigste: ausreichende Winterkleidung oder genügend Platz in der Wohnung. Das geht aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler Stiftung hervor. Ein weiteres Ergebnis: Armut ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt.

Die beiden Forscher Eric Seils und Helge Baumann haben Kinderarmutsquoten für alle Regierungsbezirke berechnet. In den östlichen Bundesländern ist Kinderarmut auch fast 25 Jahre nach dem Mauerfall immer noch deutlich häufiger anzutreffen als im Westen. Aber auch im Westen gibt es ausgeprägte Armutsregionen. So leben – in absoluten Zahlen – die meisten armutsgefährdeten Kinder in Berlin und in den nordrhein-westfälischen Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln sowie dem sauerländischen Arnsberg.

Bundesweit lag die Armutsrisikoquote für Kinder unter 18 Jahren 2012 bei 18,9 Prozent. Die Kinderarmut ist im Vergleich zum Vorjahr nicht gestiegen, liegt aber weiter über dem Niveau in der Gesamtbevölkerung (15,2 Prozent). Regional ist die Quote in Bremen (33,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (33,5 Prozent) am höchsten, wo ein Drittel der Kinder in einkommensarmen Haushalten aufwachsen. In der Oberpfalz hingegen ist es nur ein Zehntel (9,9 Prozent). Ähnlich niedrig liegen die Quoten auch in Nieder- und Oberbayern sowie in Schwaben. Die Studie geht bei der Armutsmessung von den in der Europäischen Union üblichen Standards aus, wonach Haushalte als armutsgefährdet gelten, die weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung haben.