Der StepStone-Gehaltsreport zeigt: Akademiker verdienen in Deutschland ein Drittel mehr als Nicht-Akademiker. Das Gehalt von Männern liegt 13.000 Euro über dem von Frauen.

Berlin. Wer studiert, verdient mehr – viel mehr sogar. Ganze 35 Prozent höher ist das Durchschnittsgehalt eines Akademikers im Vergleich zu jemandem mit einem schulischen Abschluss oder einer beruflichen Ausbildung. Das ergab die neue Gehaltsumfrage der Jobbörse StepStone, einer Tochter des Medienunternehmens Axel Springer. Damit bestätigt die Untersuchung, dass sich Studieren in Deutschland besonders lohnt. Rund 50.000 Fach- und Führungskräfte in Vollzeit befragte StepStone online im August dieses Jahres zu ihrem Gehalt.

Die Unterschiede zwischen Akademikern und Nichtakademikern sind allerdings je nach Branche unterschiedlich: So beträgt der Unterschied im Bereich Marketing und Kommunikation nur elf Prozent, auch in Pflege- und Therapieberufen ist er mit 14 Prozent verhältnismäßig gering. Auffällig ist, dass dies auch Branchen sind, in denen vorwiegend Frauen arbeiten. Im Vertrieb und Verkauf beträgt der Unterschied dagegen mit 34 Prozent deutlich mehr. Auch bei Banken und Finanzdienstleistern ist die Differenz mit 37 Prozent groß.

Sebastian Dettmers, Geschäftsführer Deutschland von StepStone, ist der Meinung, dass ein erfolgreich abgeschlossenes Studium „die besten Chancen“ biete, „im Berufsleben überdurchschnittlich zu verdienen“. Aber er warnt auch: „Mit Sicherheit sollte nicht jeder versuchen zu studieren, denn: Nicht der Versuch führt durchschnittlich zu besseren Verdienstchancen im Beruf, sondern der erfolgreiche Abschluss eines Studiums“, so Dettmers. Zudem hänge das durchschnittliche Gehalt im Berufsleben stark mit dem gewählten Studiengang zusammen.

Mediziner an der Spitze

Wer Medizin und Zahnmedizin studiert, steht mit einem Schnitt von fast 70.000 Euro brutto im Jahr an der Spitze, auf den zwei Plätzen dahinter kommen Ingenieurwissenschaften (59.000 Euro) und Naturwissenschaften (58.300 Euro), Wirtschaftsingenieurwesen (58.270 Euro) und Rechtswissenschaften (57.000 Euro).

Wer studiert, verdient nicht nur mehr – er kann sich auch sicher sein, dass er Arbeit findet. Ein Hochschulabschluss gleicht zudem einer Beschäftigungsgarantie. Eine repräsentative Untersuchung des Instituts für Hochschulforschung (HIS) in Hannover des Prüfungsjahrgangs 2000/2001 ergab, dass nur ein Prozent der Absolventen zehn Jahre nach dem Examen arbeitslos war. Die Arbeitslosenquote liegt für Akademiker bei unter drei Prozent.

Die durch hohe Arbeitsplatzsicherheit und gute Gehälter ausgeübte Anziehungskraft des Studiums bringt die Wirtschaft jedoch auch in Bedrängnis. Denn der Fachkräftemangel wird sich künftig vor allem in den Ausbildungsberufen verschärfen. Bei der Attraktivität eines akademischen Abschlusses werden die Arbeitgeber kaum eine Chance haben, die rar gewordenen jungen Menschen mit Abitur anzulocken. „Fachkräfteengpässe zeigen sich mehr und mehr auch bei beruflich Qualifizierten. Vier von zehn Unternehmen, die Stellenbesetzungsprobleme haben, suchen derzeit ohne Erfolg dual ausgebildete Fachkräfte“, sagte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Viele Unternehmen versuchen nun, Studienabbrecher anzuwerben, oder schlecht qualifizierte Arbeitnehmer, die noch vor einigen Jahren keine Chance gehabt hätten, selber nachzuschulen. Vor allem Mittelständler haben ein doppeltes Problem, die geeigneten Fachkräfte anzuziehen – denn sie leiden auch noch darunter, dass die großen Unternehmen mehr zahlen können. Auch dies belegt die StepStone-Gehaltsstudie: Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern zahlen die mit Abstand höchsten Gehälter. So liegt der Unterschied in der IT-Branche im Bereich Administration und Hardware bei ganzen 10.000 Euro pro Jahr zwischen einem Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und einem Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern.

Die Branche entscheidet

Wichtig für die Höhe des Gehalts ist auch, wie sich bereits bei den Studiengängen zeigt, die Branche, in der man arbeitet. Selbst wer studiert hat, verdient in der Pflegebranche im Schnitt nur ein Bruttojahresgehalt von 33.000 Euro. Besonders niedrig sind die Verdienste insgesamt auch in der Gastronomie (30.555 Euro) und im Handwerk (32.000 Euro) oder im Bereich Freizeit, Touristik, Kultur und Sport (36.000 Euro). Generell lässt sich sagen, dass die Dienstleistungsbereiche eher schlecht bezahlt sind. Besonders gut sieht es dagegen in der Pharmaindustrie (58.000 Euro) oder bei den Banken (57.500 Euro) oder im Fahrzeugbau (57.000 Euro) aus. Absolute Top-Verdiener sind berufserfahrene Ärzte, die im Schnitt 89.000 Euro im Jahr verdienen.

Wichtig für die Höhe des Gehalts ist aber auch schlicht der Wohnort. Am allerbesten sind die Gehälter in Hessen mit seinen starken Finanz- und Industriesektoren. Dort werden im Schnitt im Jahr 52.600 Euro verdient. Das ist etwa ein Drittel mehr als in Mecklenburg-Vorpommern, dem Bundesland mit den niedrigsten Gehältern. Überdurchschnittlich gut wird auch in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen bezahlt. Unterdurchschnittliche Gehälter gibt es in den ostdeutschen Bundesländern. Allerdings sind die Lebenshaltungskosten von den Mieten bis zu den Lebensmittelpreisen dort auch niedriger.

Und noch ein Faktor ist ausschlaggebend bei der Höhe des Gehalts: das Geschlecht. Durchschnittlich 13.000 Euro verdienen vollzeitbeschäftigte Männer mehr als vollzeitbeschäftigte Frauen. Das liegt zu einem Großteil daran, dass Frauen in Deutschland ihre Erwerbstätigkeit im internationalen Vergleich lange unterbrechen. Noch immer gibt es zu wenig Betreuungsangebote für Kleinkinder, die es erlauben, einer Quasi-Vollzeittätigkeit nachzugehen. Es liegt aber auch daran, dass viele Frauen in den schlecht bezahlten Dienstleistungsbranchen arbeiten. Frauen sind hierzulande auch weiterhin selten in Führungspositionen vertreten. In keinem europäischen Land ist das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen so groß wie in Deutschland.