900.000 Dollar vom Pentagon. Auch andere deutsche Unis erhalten Aufträge

Hamburg. Das US-Verteidigungsministerium hat seit dem Jahr 2000 wissenschaftliche Projekte an mindestens 22 deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten unterstützt und dafür mehr als zehn Millionen Dollar gezahlt. Auch nach Hamburg flossen Gelder: So bekam das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) seit 2003 unter anderem 900.000 US-Dollar für die Forschung der Arbeitsgruppe „Erblich bedingte Tumor- und Fehlbildungserkrankungen“. Das haben Recherchen des NDR und der „Süddeutschen Zeitung“ ergeben.

Dem Abendblatt sagte UKE-Sprecherin Christine Trowitzsch: „Die Arbeitsgruppe von Prof. Mautner hat sich mit eigenen Projekten zur Forschung bei Neurofibromatose, einer seltenen, erblichen Tumorerkrankung, um die Förderung beworben. Eine Einschränkung der wissenschaftlichen Freiheit oder eine militärische Zweckbindung sind mit der Annahme der Gelder nicht verbunden.“

Warum finanziert das US-Militär deutsche Forschungsvorhaben? „Die US-Army verwendet einen gewissen Prozentsatz ihres Budgets für Forschungsarbeiten, die insbesondere auch transnational eingesetzt werden“, sagte Trowitzsch. Bei einem zweiten großen Posten, der offiziell auf Regierungsseiten der USA für jedermann einsehbar ist und der im Dezember 2012 und Januar 2013 eine Summe von insgesamt 546.990 US-Dollar für das UKE ausweist, handele es sich um den Verkauf von am UKE entwickelter Software und medizinischer Technik „zur Arztausbildung, nicht zur Kriegsausbildung“. Die Simulatoren würden für das chirurgische Training im Rahmen der HNO-Facharztausbildung eingesetzt.

Auch für Forschung an der Universität Hamburg floss Geld. 149.494 US-Dollar sind demnach in den Jahren 2006 und 2007 vom Verteidigungsministerium und der Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa überwiesen worden. Für was, bleibt dabei unklar. „Da über den angesprochenen Fall der Forschungsförderung, die vor fünf Jahren endete, der Universität kein Vertrag (mehr) vorliegt und der Forscher bereits als Pensionierter nicht mehr der Universität angehört, können konkretisierende Angaben nicht gemacht werden… Wir empfehlen insoweit, den Geldgeber selbst anzusprechen“, lautet das offizielle Statement der Universität Hamburg hierzu, die darauf verweist, dass „die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen selbst über ihre Forschungsgegenstände, -methoden und Finanzierungsquellen“ entscheiden.

Hamburgs Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dorothee Stapelfeldt (SPD), fordert Aufklärung: „Im Rahmen der Hochschulautonomie liegt die Verantwortung für die inhaltliche Ausrichtung von Forschung und Lehre bei den Hochschulen. Es muss im Interesse der staatlich finanzierten Hochschulen liegen, gegenüber der Öffentlichkeit Transparenz über die Inhalte ihrer Forschung zu schaffen“, sagte sie dem Abendblatt. Im Grundsatz jedoch sieht ihre Behörde die Inanspruchnahme in- und ausländischer Fördergelder für Forschungsvorhaben positiv.

Andere Hamburger Hochschulen versicherten, keine US-Gelder bezogen zu haben. Die Linke forderte eine Zivilklausel, die Hochschulen die Annahme militärischer Aufträge untersage.