Der Bundespräsident trifft in Friedland Flüchtlinge aus der Bürgerkriegsregion

Friedland. Bundespräsident Joachim Gauck hat an die künftige Bundesregierung appelliert, mehr Syrien-Flüchtlinge als bisher geplant aufzunehmen. „Wir sind noch nicht am Ende unserer Möglichkeiten, und ich bin zuversichtlich, dass das die neue Regierung auch so sieht“, sagte Gauck am Donnerstag nach einem Treffen mit syrischen Flüchtlingen im Lager Friedland bei Göttingen. Eine konkrete Zahl von Flüchtlingen, die Deutschland über das zugesicherte Kontingent von 5000 aufnehmen solle, wollte er nicht nennen. „Wenn man in die Gesichter von Menschen schaut, ist das etwas anderes, als wenn man nur Opferzahlen liest.“

Deutschland könne zwar nicht alles Elend der Welt in Ordnung bringen und nicht alle Not leidenden Menschen aufnehmen, sagte der Bundespräsident. „Aber angesichts dieser humanitären Katastrophe können wir mehr tun.“ Entsprechende Signale sehe er bei den Verhandlungen zur Koalitionsbildung.

Der Bundespräsident, der in Begleitung seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt nach Friedland gekommen war, hatte sich für das Gespräch mit einem Dutzend Flüchtlingen gut eine Stunde Zeit genommen. Angesichts der Schilderungen von Not, Tod und Elend habe er deutlich gespürt, was Deutschland benötige: „Ein offenes Herz und auch offene Arme“, sagte Gauck.

Die Flüchtlinge waren am Montagabend aus dem Libanon kommend in Friedland eingetroffen. Sie dankten Gauck für die Hilfe, die Deutschland ihnen gewährt. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, dass noch sehr viel mehr Flüchtlinge in die Bundesrepublik kommen können. Es gebe unzählige Syrer, die unsäglichem Leid ausgesetzt seien. In der Gesprächsrunde schilderten mehrere Flüchtlinge dem Bundespräsidenten ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Eine Mutter sagte, sie habe neun Angehörige im Bürgerkrieg verloren. Eine andere Frau berichtete, wie sie „im letzten Moment“ aus der weitgehend zerstörten Stadt Homs geflüchtet sei: „Das Töten dort war wahllos und willkürlich.“ Gauck sagte, er wünsche sich, „dass Sie den Eindruck haben, in ein Land zu kommen, das offene Arme hat für Menschen in Not“. Er wisse aber auch, dass sich nicht alle Deutschen über die Anwesenheit der Syrer freuten. „Manche haben Probleme mit Flüchtlingen oder Angst, einige sind sogar bösartig.“