Tebartz-van Elsts Neubau in Limburg kostet 31 Millionen Euro – Kritiker fordern seinen Rücktritt

Limburg. Wer über Papst Benedikt und Papst Franziskus reden will, muss von Bescheidenheit sprechen. Von Demut im Amt, von karger Lebensführung, von Entweltlichung. Die hessische Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden wollte am Dienstag einen Vortrag ausrichten, in dem es um die beiden Päpste gehen sollte. Als Referent war der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst vorgesehen, ein Mann, der sich in letzter Zeit nicht als Experte in Sachen Entweltlichung profiliert hat. Doch nun ist der Auftritt erst mal auf Eis gelegt worden. Bischof Tebartz-van Elst hat andere Sorgen.

Seit Monaten steht Tebartz-van Elst wegen eines umstrittenen Neubaus in der Kritik. Auf dem Limburger Domberg ließ er ein „Diözesanes Zentrum“ mit Bischofswohnung, einem Schwesternhaus und weiteren Räumen bauen. Ursprünglich sollte der Komplex, der 2010 begonnen und im vergangenen Juni fertig gestellt wurde, 5,5 Millionen Euro kosten. Nachdem schon länger absehbar war, dass die Summe in Wahrheit viel höher liegen würde, teilte das Bistum nun am Montagabend mit, das Ganze werde insgesamt rund 31 Millionen Euro teuer. Das ist mehr als fünfmal so viel wie ursprünglich veranschlagt. Der Bischof schweigt zu den neuen Zahlen. Aber sein Bistum lässt mitteilen, unvorhersehbare Auflagen des Denkmalschutzes seien „ein Grund“ für die Kostensteigerung. Außerdem wird ein Sündenbock präsentiert: Der Bischof sei ja der geistliche Leiter des Bistums. Für Verwaltungsfragen sei vor allem der Generalvikar zuständig, und der werde bald abtreten. Damit bleibt Tebartz-van Elst seinem bisherigen Kurs treu, den Fehler immer bei den anderen zu suchen. Sein Problem ist nur: Je länger die Krise dauert, desto weniger lassen sich die anderen das gefallen.

Zum Beispiel der Vermögensverwaltungsrat des Bistums. Das dreiköpfige Gremium soll die Ausgaben des Bischöflichen Stuhls überprüfen und hat daher normalerweise Einblick selbst in die Finanzbewegungen, die nicht veröffentlicht werden. Die drei Bistumskontrolleure sehen sich nun getäuscht über das Diözesane Zentrum. Noch am Montagabend gaben sie eine Erklärung ab. Darin heißt es: „Uns Mitgliedern des Vermögensverwaltungsrates waren bis zur Stunde die Gesamtkosten nicht bekannt. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass gemäß des Statutes des Bischöflichen Stuhles zu Limburg weder Haushaltspläne für die Jahre 2012 und 2013 vorgelegt noch dass entsprechende Einzelprojekte genehmigt worden sind.“ Man sehe sich „durch den Bischof von Limburg hinter das Licht geführt“.

Der Autoritätsverlust des Franz-Peter Tebartz-van Elst setzt sich damit fort. Gläubige unterschreiben Protestbriefe gegen ihn, Priester begehren öffentlich gegen ihn auf, Amtsbrüder wie die Kardinäle Reinhard Marx und Karl Lehmann gingen auf Distanz. Der Sprecher des Limburger Priesterrats, Reinhold Kalteier, sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Bischof in dieser Situation sein Amt ausfüllen kann.“ Werner Otto, Frankfurter Pfarrer und Sprecher des bischofskritischen „Hofheimer Kreises“, forderte den Rücktritt des Oberhirten. Mitte September hatte der Papst den italienischen Kardinal Giovanni Lajolo nach Limburg geschickt, der nach dem Rechten sehen sollte. Außerdem befasst sich die Deutsche Bischofskonferenz mit Tebartz-van Elst: Eine Kommission soll die Finanzierung des Limburger Baus überprüfen. Der Bischof selbst hatte darum gebeten.