Am Anfang stand ein Frauentausch. Im Berliner Abgeordnetenhaus wechselte 2009 zunächst die SPD-Parlamentarierin Canan Bayram in die Grünen-Fraktion – und kurz darauf trat die ebenfalls türkischstämmige Bilkay Öney, geboren 1970, den umgekehrten Weg an und ging von den Grünen zu den Sozialdemokraten. Damit rettete Öney dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Mehrheit seiner damaligen rot-roten Koalition. Sie durfte sich einer Vorzugsbehandlung durch Wowereit erfreuen, doch musste die Journalistin auch rasch feststellen, dass sie sich mit ihrem losen Mundwerk und ihren abfälligen Bemerkungen über Multikulti-Sozialpolitik in der Berliner SPD viele Feinde machte.

Aus ihrer heiklen Lage befreite sie im Frühjahr 2011 Nils Schmid, der Landtagsfraktionschef der SPD in Baden-Württemberg. Schmid war im Ländle gerade mit seiner SPD zum Junior-Regierungspartner der Grünen geworden, hatte für seine Partei das Integrationsministerium herausgeschlagen und bot Öney diesen Posten an. Sie sagte zu – und eckte alsbald auch in Stuttgart mit teils mutigen, teils vulgären Äußerungen an. Dass sie sich mittlerweile besser benimmt, hat vor allem die väterliche Strenge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann bewirkt. Der gehört jenen Grünen an, denen Öney damals entlaufen war.