Deutscher Elite-Kämpfer starb durch Beschuss von Aufständischen in der Unruhe-Provinz Baghlan

Berlin. Erstmals seit fast zwei Jahren ist in Afghanistan wieder ein deutscher Soldat gefallen. Der Getötete gehörte der Elitetruppe KSK an und ist das erste Mitglied der Spezialkräfte, das im Einsatz umkam. „Das ist eine schmerzliche, bittere Nachricht“, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Sonntag in Berlin. Die deutschen Soldaten seien unter Beschuss geraten, als sie am Sonnabend Spezialkräfte der afghanischen Polizei bei einem Einsatz gegen Aufständische in der Unruhe-Provinz Baghlan unterstützt hätten. Ein zweiter KSK-Soldat sei verwundet worden, inzwischen aber außer Lebensgefahr. Bei anderen Angriffen im Süden und Westen des Landes wurden auch sieben US-Soldaten getötet. Es war einer der verlustreichsten Tage für die internationalen Truppen seit Jahresbeginn. Die Taliban hatten zuvor eine Frühjahrsoffensive angekündigt.

Einsätze des in Calw stationierten KSK sind normalerweise eine Geheimsache, zu der sich weder die Bundesregierung noch die Bundeswehr äußern. Bekannt ist, dass im Training bereits mehrere Soldaten der Elite-Truppe umkamen. De Maizière bestätigte die Zugehörigkeit des gefallenen Soldaten zum KSK, wollte sich jedoch darüber hinaus nicht zu der Elitetruppe äußern. „Jedes Menschenleben jedes Soldaten, wo immer er herkommt, hat den gleichen Wert und führt zum gleichen Schmerz“, betonte er. Zuletzt war ein deutscher Soldat am 2. Juni 2011 gefallen. Unklar ist bisher auch, ob es für den getöteten Soldaten wie üblich eine öffentliche Trauerfeier geben wird. Die Identität der KSK-Mitglieder wird streng geheim gehalten, bei den Trauerfeiern werden aber üblicherweise die Namen getöteter Soldaten verlesen und ihre Bilder gezeigt.

Der Minister vermied auch eine Prognose darüber, ob die jüngsten Angriffe der Aufständischen ein Wiederaufflammen der Gewalt im Norden Afghanistans erwarten ließen. Die Taliban hätten immer wieder Frühjahrsoffensiven angekündigt und wollten natürlich auch ihre Ausgangsposition für Verhandlungen verbessern, sagte de Maizière. Er könne jedoch keine Vorhersagen über die weitere Entwicklung treffen. Die Angriffe auf die deutschen Truppen in Afghanistan hatten zuletzt kontinuierlich abgenommen. Am Donnerstag war die Bundeswehr bei Kundus jedoch erstmals seit mehr als einem halben Jahr wieder Ziel eines Sprengstoffanschlags geworden, verletzt wurde dabei niemand.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach den Angehörigen des getöteten Soldaten sein Mitgefühl aus. Er wünsche der Familie und den Freunden „Kraft, dass sie diesen furchtbaren Verlust verkraften“. Der in Baghlan gelegene Stützpunkt OP North soll noch im Frühjahr geräumt und an die Afghanen übergeben werden. Bis Ende 2014 will die Nato den Kampfeinsatz in Afghanistan beenden. Derzeit sind noch knapp 4200 Bundeswehr-Soldaten dort im Einsatz. Die Rückführung der Soldaten hat aber bereits begonnen. Seit 2002 kamen 53 deutsche Soldaten in Afghanistan ums Leben, 35 von ihnen wurden durch Angriffe und Anschläge getötet.