Früherer Arbeitsminister scheidet aus Politik aus und führt Wohlfahrtsorganisation

Hamburg. Der frühere SPD-Vorsitzende und Bundesarbeitsminister Franz Müntefering, 73, ist am Wochenende in Hamburg zum neuen Präsidenten des Arbeiter- und Samariter-Bundes gewählt worden. Müntefering sagte dem Abendblatt, er freue sich über den Vertrauensvorschuss, der ihm entgegengebracht werde. Die Präsidentschaft war lange unbesetzt. Zuletzt stand die frühere Bundestagspräsidentin Annemarie Renger von 1985 bis zu ihrem Tod 2008 an der ASB-Spitze.

„Ich scheide im September aus dem Bundestag aus und habe dann keine politischen Ämter mehr. Ich möchte aber mit meinem Namen die Aufmerksamkeit auf den ASB und sein Engagement für Alten-, Jugend- und Auslandshilfe lenken“, sagte Müntefering. Seine Frau Michelle tritt dagegen am 22. September als Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Bochum/Herne II an. Müntefering sagte, der ASB sei parteipolitisch und konfessionell neutral. Er selbst arbeite ehrenamtlich „und sicher mit anderem Tempo als in der aktiven Politik“.

Die aktuelle Gerechtigkeits- und Steuerdebatte verfolgt er aufmerksam. „Es ist wichtig, dass Politik ehrlich ist“, sagte Müntefering zu den Plänen der Grünen und der SPD, nach einem möglichen Sieg bei der Bundestagswahl die Steuern zu erhöhen. „Soziale Gerechtigkeit setzt voraus, dass man den Wohlstand organisieren kann. Dass der Staat das Geld dafür haben muss.“ Müntefering sagte, man müsse gerade den Schwachen in der Gesellschaft helfen, zum Beispiel Menschen aus bildungsfernen Familien. Zu weiteren Themen aus der Bundespolitik wolle er sich nicht äußern.

Der frühere Vizekanzler der Großen Koalition prägte einst das Bild von den „Heuschrecken“, die als Kapitalbeteiligungsfirmen Unternehmen aufkaufen und mitunter aus übertriebenem Profitdenken zerschlagen. „Dabei bleibe ich. Die Finanzkrise ist noch nicht vorbei. Diese Heuschrecken belasten unsere Demokratie in beträchtlichem Ausmaß.“