Kurswechsel der Bischöfe ausgelöst durch Abweisung eines Vergewaltigungsopfers

Trier. Nach scharfer Kritik wegen der Abweisung eines Vergewaltigungsopfers an zwei Kliniken vollzieht die katholische Kirche einen Kurswechsel: Katholische Krankenhäuser in Deutschland dürfen vergewaltigten Frauen die "Pille danach" verordnen, wenn sie die Befruchtung verhindert und nicht zu einer Abtreibung führt. Darauf verständigten sich die Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier. Medikamente, die den Tod des Embryos bewirken, dürften jedoch weiterhin nicht angewendet werden, teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit.

Der Kurswechsel bei der "Pille danach" sei möglich geworden, weil neue Präparate mit anderen Wirkweisen auf den Markt gekommen seien. Mit ihrer Entscheidung folgen die Bischöfe der neuen Linie des Kölner Kardinals Joachim Meisner, der die "Pille danach" jüngst in seinem Erzbistum erlaubt hatte. Meisner war vorgeprescht, nachdem Ärzte in zwei katholischen Krankenhäusern in Köln die Behandlung einer vergewaltigten Frau abgelehnt hatten.

"Die deutschen Bischöfe vertrauen darauf, dass in Einrichtungen in katholischer Trägerschaft die praktische Behandlungsentscheidung auf der Grundlage dieser moraltheologischen Vorgaben erfolgt", so die Bischöfe. "Auf jeden Fall ist die Entscheidung der betroffenen Frau zu respektieren."

Auch der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche werde weiter aufgearbeitet, kündigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an. "Wir wollen der Wahrheit ans Licht verhelfen, auch wenn diese noch so schmerzlich ist." Er sei zuversichtlich, dass "schon bald" ein neuer Partner für die jüngst aufgekündigte Missbrauchsstudie präsentiert werden könnte.

Ihre Beziehungen zum Judentum sehen die Bischöfe durch den Verlauf der Beschneidungsdebatte gestärkt. Damals hatten sich die Bischöfe mit den jüdischen Gemeinden mit Erfolg gegen ein Verbot der religiös motivierten Beschneidung von Jungen ausgesprochen. "Die eindeutige Haltung der Bischofskonferenz hat das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft, insbesondere auch der Rabbiner, in die katholische Kirche weiter gestärkt", so Zollitsch. Er würdigte das "Aufblühen jüdischen Lebens" und sagte, dass die Mitgliederzahl der Synagogen-Gemeinden seit 1989 von 30.000 auf 110.000 Menschen angewachsen sei.