Sieben Monate vor der Bundestagswahl stellt sich Johanna Wanka vor. Kann sie im Amt noch etwas erreichen? Moderate Töne deuten sich an.

Berlin (dpa) – Hochschulfinanzen, Lehrerbildung, Bafög – schon eine ganze Weile redet Johanna Wanka über ihre Pläne im neuen Amt. Erst am Morgen war die ehemalige Wissenschaftsministerin von Brandenburg und Niedersachsen als Nachfolgerin von Bundesministerin Annette Schavan vereidigt worden. Nun muss sie eine eigentlich einfache Frage parieren – ob sie zu den Befürwortern oder den Gegnern einer Frauenquote in der Bundesregierung zählt.

„Also ich würde nicht so gerne jetzt über das, was ich im Bereich der Frauenförderung noch machen möchte in den verbleibenden Monaten, hier referieren – und dazu gehören auch Aussagen, wie wollen wir den Anteil der Frauen steigern im Wissenschaftsbereich?“, hebt die 61-Jährige an. Wichtig sei, dass es eine Mehrheit in der Bundesregierung gebe für eine stärkere Stellung der Frauen. „Es gibt verschiedene Wege, und ich würde jetzt nicht A oder B wählen.“ Dann kommt eine Nachfrage zum Thema.

„Ich stehe für etwas Kooperatives“

Wanka stutzt. „Jetzt sag ich doch einen Satz dazu, was jetzt meine... – oder?“ Sie wird zur Erklärung ihrer Position ermuntert, und sagt: „Ich ärgere mich ein bisschen, weil ich eigentlich zu so einem Thema auch einmal separat und ordentlich sprechen will.“ Ein wenig länger wird die Antwort dann auch. Es geht zunächst um ihre DDR-Herkunft. Spezielle Frauenförderung war ihre Sache aufgrund ihrer Erfahrungen demnach nicht. Aber sie habe ihre Meinung geändert – was etwa an ihren Beiträgen für ein Programm für Professorinnen zu sehen sei.

Ob das neue Mitglied in der Ministerriege von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) jetzt für die Frauenquote ist oder nicht, bleibt damit zwar offen. Aber die Szene könnte einen Hinweis geben, dass von Wanka eher moderierende, moderate Töne statt klarer Kante zu erwarten sind. „Ich stehe für etwas Kooperatives“, sagt sie selbst, auch wenn sie an mehreren Stellen an die Länder appelliert, den Bund nicht nur als Zahlmeister bei der Bildung zu sehen. So müssten sich die Länder bei der Finanzierung zusätzlicher Studienplätze in die Pflicht nehmen lassen.

Ein Bundestagsmandat strebe sie auf keinen Fall an.

Es ist keine ganz dankbare Aufgabe, gerade angesichts knapper Kassen, jetzt noch die paar Monate bis zur Bundestagswahl das Ressort zu übernehmen. Wegen des Entzugs ihres Doktortitels war Schavan zurückgetreten – für ihre Amtsführung wurde Wankas Vorgängerin mit reichlich Lob bedacht. „Ich war ja immer eine sehr begeisterte Landespolitikerin“, meint Wanka. Doch sie erläutert: „Wenn eine Kanzlerin einen bittet und einem das Vertrauen schenkt (...) – natürlich ist man auch ein bisschen geschmeichelt.“ Auch etwas Pflichterfüllung mag dahinterstecken. Sie lobt Merkel.

Die neue Ressortchefin ist bemüht, trotz der Umstände ein sichtbares, aber nicht unrealistisches Programm anzukündigen. Sicher ist sie sich in einem: Ein Bundestagsmandat strebe sie auf keinen Fall an.