Hin und her einen Tag nach dem Überraschungserfolg in Niedersachsen: Doch nun scheint die FDP die Lösung der Spitzenfrage zu haben.

Berlin. Die Verwirrung um die künftige Besetzung der Parteispitze der Bundes-FDP hat am Montag ihren vorläufigen Höhepunkt erfahren. Die letzte Version: Philipp Rösler bleibt Chef der Liberalen. Das teilte ein Parteisprecher am Mittag in Berlin mit. Demnach soll Fraktionschef und Rösler-Rivale Rainer Brüderle an der Spitze des Wahlkampfteams der Liberalen stehen - sprich: er wird FDP-Spitzenkandidat.

Auf diese Lösung einigte sich die FDP-Führung nach stundenlangen Beratungen in der Bundeshauptstadt. Nach Angaben aus Parteikreisen war der Vorschlag von Rösler selbst gekommen. Die Tandemlösung soll bei einem vorgezogenen Parteitag im März offiziell beschlossen werden.

Wegen anhaltend schlechter Umfragewerte auf Bundesebene war der 39-jährige FDP-Chef in den vergangenen Wochen immer stärker unter Druck geraten. Rösler will nun auf dem Bundesparteitag für zwei weitere Jahre als FDP-Chef kandidieren.

Zuvor war am Montag aus Parteikreisen verlautet, Rösler habe den Spitzengremien seinen Rücktritt angeboten. Er solle vorgeschlagen haben, Brüderle könne den Vorsitz übernehmen. Der 67-Jährige lehnte dies aber offenbar ab. Er wolle Rösler als Vorsitzenden stützen, hieß es im Präsidium. Führungsmitglieder sprachen von einer guten Lösung, die die unsägliche Personaldebatte beenden solle.

Rösler sagte wohl im FDP-Präsidium: „Ich bin bereit, zur Seite zu treten, wenn Rainer Brüderle auch Bundesvorsitzender werden will.“ Brüderle könne auch die Spitzenkandidatur im Wahlkampf übernehmen.

FDP-Parteitag bereits im März?

Zuvor hatte die FDP-Spitze einstimmig beschlossen, den für Mai angesetzten Parteitag vorzuziehen. Im Gespräch ist ein Termin im März. Auf dem Parteitag wird auch der Bundesvorstand neu gewählt. Die FDP hat in Niedersachsen überraschend 9,9 Prozent geholt.

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Nach Einschätzung aus FDP-Kreisen hat Rösler einen raffinierten Schachzug vollzogen. „Brüderle sitzt in der Falle“, sagte ein führender Liberaler. Entweder Brüderle übernehme nun die Partei und die gesamte Verantwortung bis zur Bundestagswahl – oder er müsse dem Niedersachsen-Wahlsieger Rösler Treue schwören. Noch unklar war, was die Entwicklung für Röslers Amt als Bundeswirtschaftsminister und den Posten des Vizekanzlers bedeuten könnte.

Zuvor hatte die FDP-Spitze einstimmig beschlossen, den für Mai angesetzten Parteitag vorzuziehen, bestätigte ein Parteisprecher. Im Gespräch ist ein Termin im März. Auf dem Parteitag soll auch der Bundesvorstand neu gewählt werden. Die stellvertretende FDP-Chefin Birgit Homburger erklärte: „Es muss ein klares Signal zur Beendigung der Personaldiskussion geben.“

Der Kieler Fraktionschef Wolfgang Kubicki hatte am Morgen gesagt: „Ich rate uns allen, nicht hektisch zu reagieren.“ FDP und Union müssten schauen, wie sie nach Niedersachsen mit der rot-grünen Bundesratsmehrheit fertig würden. Außenminister und Ex-Parteichef Guido Westerwelle warnte vor einem „lähmenden Dauerwahlkampf“ bis September. Entwicklungsminister Dirk Niebel sprach von einem „tollen Ergebnis“ für die niedersächsische FDP – ohne den Namen Rösler zu erwähnen.

Die FDP holte am Sonntag dank vieler CDU-Leihstimmen überraschend 9,9 Prozent in Niedersachsen. Schwarz-Gelb wurde dennoch abgewählt.

Vizekanzler und Wirtschaftsminister Rösler führt die Partei seit Mai 2011. In der Partei war zuletzt jedoch erhebliche Kritik an Röslers Führungsstil laut geworden. Vor allem wurde ihm vorgeworfen, dass die Partei im Bund weiter im Umfragetief steckt. In weiten Teilen der Partei war daher nach einem personellen Neuanfang gerufen worden. Als Anwärter auf die Nachfolge galt Brüderle.