Hamburg/Berlin. Während die Verbraucher noch immer auf den von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) versprochenen Riester-Beipackzettel warten, schlagen Experten Alarm: Nach der am Donnerstag von den Grünen vorgestellten Analyse des Finanzwirtschaftlers Andreas Oehler summieren sich die jährlichen Verluste bei Sparmodellen, die hauptsächlich einem sorgenlosem Alter dienen sollen, auf über 50 Milliarden Euro. Größte Kostenfalle ist demnach der sogenannte graue Kapitalmarkt um einen jährlichen Schaden für Kunden in Höhe von 30 Milliarden Euro. Kernproblem sei, dass den Bürgern die Expertise fehle, um die Produkte richtig beurteilen zu können, und die Beratungen dies häufig nicht ausglichen.

Bei der staatlich geförderten Riester-Rente entstünden hohe Verluste für die Kunden, weil die privaten Vermittler bei Kosten und Gebühren zulangen. Auf eine Milliarde Euro wird die Summe beziffert, die hier den Verbrauchern jedes Jahr abgeköpft wird. Bei Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen summieren sich die Verluste auf 16 Milliarden Euro. Hier bemängelten die Verbraucherschützer, dass viele Kunden die langen Laufzeiten der Verträge nicht schultern könnten. Dies wüssten die Anbieter, würden diese Produkte aber trotzdem verkaufen. Drei von vier Verträgen mit einer 30-jährigen Laufzeit und 55 Prozent aller Verträge über 20 Jahre würden vorzeitig und damit mit Verlusten für den Versicherungsnehmer gekündigt.

Ministerin von der Leyen hatte einen "Beipackzettel" für staatlich geförderte Finanzprodukte versprochen. Darin soll genau aufgeschlüsselt werden, wie hoch die Gebühren beim Abschluss sind und was der Anleger im Alter von seinen Prämien und den Zuschüssen erwarten kann. Derzeit gibt es gut 15 Millionen Riester-Verträge. Nach Angaben der Zulagenstelle für Altersvermögen ruhen derzeit etwa 18 Prozent dieser Verträge, also fast jeder fünfte.

Von der Leyen kündigte unterdessen an, dass die Rentenerhöhungen im kommenden Jahr voraussichtlich so ausfallen, wie von Experten vorhergesagt. Im Juli könne das Plus bei den Rentnern im Westen ein und bei den Ost-Rentnern rund drei Prozent betragen. Bei 1200 Euro Rente wäre das im Westen eine Erhöhung um zwölf Euro pro Monat, im Osten 36 Euro.