An Stephan Weil kommt niemand mehr vorbei in Niedersachsen: Es beginnt die Plakatierung der Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 20. Januar. Hannovers SPD-Oberbürgermeister muss jetzt - im Wortsinne bildlich - die Aufholjagd starten. Denn noch hat sein Konkurrent, CDU-Ministerpräsident David McAllister, die weitaus besseren Bekanntheitswerte.

Wer aber glaubt, der gebürtige Hamburger sei deswegen im Stress, der irrt. Im Abendblatt-Interview nimmt sich Weil viel Zeit, gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel zu analysieren. Auch bei Wahlkampfauftritten gibt sich der 54 Jahre alte Jurist, verheiratet mit der Präsidentin der Hochschule Hannover und Vater eines Sohnes, demonstrativ gelassen, lächelt oft verschmitzt.

Weil weiß, dass viele Menschen der politischen Rituale überdrüssig sind. Er vertraut deshalb auf sein Ansehen als gestandener Oberbürgermeister, der seit sechs Jahren die Geschicke der Landeshauptstadt lenkt. Wie Torsten Albig in Schleswig-Holstein soll ihn dieses etwas andere Image am Ende doch nach ganz oben katapultieren.

Bis dahin lautet die Devise: locker bleiben. Auch wenn die Bekanntheit des Kandidaten noch verbesserungswürdig ist - Rot und Grün machen in den Umfragen eine gute Figur. Und so nimmt sich Stephan Weil nach dem dienstlichen Termin in Hamburg erst einmal Zeit für Privates: essen gehen am Gänsemarkt, mit dem Bruder.