Topmanager glauben an die Funktionsfähigkeit einer CDU-SPD-Regierung und setzen auf Merkel. Zweifel am Rückhalt Steinbrücks in der SPD.

Berlin. Eine Koalition aus Union und Grünen wäre für die Mehrheit der Eliten in Deutschland kein Graus. Die Hälfte der Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft glaubt an die Funktionsfähigkeit eines solches Bündnisses, in der Bevölkerung ist es nur ein Fünftel. Gleichwohl rechnen nur acht Prozent der Eliten damit, dass es dazu kommt. Fast drei Viertel erwarten eine Große Koalition, zehn Prozent Schwarz-Gelb und acht Prozent Rot-Grün, ergab das neue Elite-Panel des Wirtschaftsmagazins "Capital", das am Dienstag in Berlin präsentiert wurde.

Seit 1987 befragt das Institut für Demoskopie Allensbach Ministerpräsidenten, Minister, Parlamentspräsidenten, Partei- und Fraktionschefs aus Bund und Ländern sowie mehrere Hundert Topmanager. In der Mehrzahl neigen sie zu Union und FDP, wie Allensbach-Chefin Renate Köcher einräumte. Mit der Annäherung an die Bundestagswahl verstärkt sich der Effekt zumeist, hinzu kommt die robuste wirtschaftliche Entwicklung. "Die Regierung hat Glück, dass die Konjunktur so gut läuft", sagte Köcher.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Favoritin der Eliten ist. 79 Prozent wollen, dass sie Kanzlerin bleibt, SPD-Herausforderer Peer Steinbrück kommt nur auf 18 Prozent. Eine hohe Durchsetzungsfähigkeit, Kompetenz und viel politisches Fingerspitzengefühl werden Merkel bescheinigt. Für durchsetzungsfähig und kompetent halten die Entscheider auch Steinbrück, Fingerspitzengefühl mag ihm aber fast niemand zubilligen. Der für Köcher entscheidende Unterschied ist aber, dass Merkel aus Sicht von 83 Prozent den Kurs ihrer Partei bestimmt. Bei Steinbrück glauben das nur sieben Prozent.

Für Merkel spricht zudem ihr Krisenmanagement zur Rettung des Euro. 80 Prozent der Eliten finden, die Kanzlerin leiste hier eine gute Arbeit. Allerdings bleibt für sie hier noch einiges zu tun. 81 Prozent der Führungskräfte befürchten, dass der schlimmste Teil der Euro-Krise noch bevorsteht. Gleichwohl meinen 75 Prozent, dass die Währungsunion nicht gefährdet ist, vor einem Jahr waren es nur 64 Prozent. Griechenland ist aus Sicht der Eliten gar nicht mehr das größte Problem beim Erhalt des Euro, vielmehr blicken viele sorgenvoll auf Spanien und Frankreich, wie Köcher sagte.

Etwas besser kommt Merkels Koalitionspartner, die FDP, weg. 64 Prozent halten es für wichtig, dass die FDP wieder in den Bundestag einzieht, im März waren es nur 49 Prozent. Eine Beteiligung der Liberalen an der nächsten Regierung halten 33 Prozent für wünschenswert, im März waren 21 Prozent dieser Meinung. Parteichef Philipp Rösler haben die Chefs aus Politik und Wirtschaft hingegen abgeschrieben. 51 Prozent der Entscheider halten den nordrhein-westfälischen FDP-Chef Christian Lindner für den Erfolg versprechendsten Spitzenkandidaten. Auf Fraktionschef Rainer Brüderle setzen 33 Prozent, auf Rösler nur vier Prozent.

Neben der Euro-Rettung muss sich Merkel die Energiewende als drängende Aufgabe auf die Fahnen schreiben. Galoppierende Strompreise verunsichern die Bürger, neun von zehn Entscheidern kritisieren, die Regierung habe kein überzeugendes Konzept für den Umstieg. 48 Prozent sehen mehr Risiken und 43 Prozent mehr Chancen durch die Energiewende. Bei den Managern aus der Wirtschaft ist die Skepsis noch sehr viel größer.