Die Bundesanwaltschaft spricht von einem versuchtem Terroranschlag. Hinweise auf Kontakte zu radikal-islamischen Kreisen.

Berlin. Bei der auf dem Bonner Hauptbahnhof entdeckten Bombe handelt es sich möglicherweise um einen versuchten Anschlag islamistischer Extremisten. Die Bundesanwaltschaft übernahm daher am Freitag die Ermittlungen. Es bestehe der Anfangsverdacht, dass es sich um einen versuchten Sprengstoffanschlag einer terroristischen Vereinigung handele, teilte die Behörde mit. „Es liegen belastbare Hinweise dafür vor, dass die verdächtige Person über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise verfügt.“ Das Bundeskriminalamt leitet nun die Ermittlungen. Der Sprengsatz war am Montag in einer Tasche auf einem Bahnsteig entdeckt worden.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe die Bombe eine zündfähige Sprengstoffvorrichtung und zündfähiges Ammoniumnitrat enthalten, erklärte die Bundesanwaltschaft weiter. Ein unbekannter Mann habe am Montagmittag die Sporttasche abgestellt. Warum der Sprengsatz nicht detonierte, müsse noch ermittelt werden. Die Bundesanwaltschaft zieht Ermittlungen an sich, wenn bei einer Straftat ein terroristischer Hintergrund vermutet wird.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich erklärte, die Bundesregierung nehme den Sachverhalt sehr ernst: „Er unterstreicht unsere Einschätzung, dass Deutschland im Fadenkreuz des dschihadistischen Terrorismus steht.“ Die Sicherheitsbehörden unternähmen alle Anstrengungen, der Bedrohung entgegenzutreten. Wie wichtig die Wachsamkeit sei, habe sich am Bonner Hauptbahnhof gezeigt, sagte Friedrich. „In dieser Wachsamkeit dürfen wir auch weiterhin nicht nachlassen.“

Der nordrhein-westfälische Innenminister, Ralf Jäger, erklärte, die Ermittlungen der Kölner Polizei hätten ergeben, dass die Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der islamistischen Szene stammten. Die aktuelle Entwicklung bestätige die Einschätzung der Sicherbehörden, wonach Deutschland und deutsche Einrichtungen im Ausland im Fadenkreuz des islamistischen Extremismus stünden.

Die Kölner Polizei erklärte zu Medienberichten, wonach der Sprengsatz von Unbekannten ferngezündet wurde, dies sei eine von mehreren Ermittlungsthesen. Es seien aber weitere Untersuchungen des Landeskriminalamtes nötig. Medien hatten unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, der Sprengsatz sei wohl deshalb nicht explodiert, weil die Zündung nicht fachgerecht zusammengebaut worden sei.

Ein erster Verdacht gegen zwei Männer hatte sich am Dienstag nach Angaben der Polizei nicht erhärtet. Die beiden wurden wieder freigelassen. Nach Angaben der Kölner Ermittler gingen bislang rund 300 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Darüber hinaus werde umfangreiches Videomaterial ausgewertet.

Bereits vor einigen Jahren waren Sprengsätze in Deutschland entdeckt worden. Im Sommer 2006 deponierten zwei Islamisten kurz nach der Fußball-Weltmeisterschaft zwei Kofferbomben auf dem Kölner Hauptbahnhof in Regionalzügen. Beide Sprengkörper explodierten wegen technischer Mängel nicht, hätten aber Experten zufolge schwerste Schäden anrichten können. Einer der Männer wurde in Deutschland, der andere im Libanon verurteilt. Etwa ein Jahr später flog die sogenannte Sauerlandgruppe auf, die Bombenanschläge auf US-Ziele in Deutschland verüben wollte.