Bonn. Deutschland muss sich nach einer Studie auf gravierende Veränderungen seiner Bevölkerungsstruktur gefasst machen. Zwar werde der Bevölkerungsrückgang bis 2030 mit drei Prozent relativ moderat bleiben, heißt es in der gestern in Bonn veröffentlichten "Bevölkerungsprognose 2030" des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Zugleich werde aber die Zahl der Erwerbspersonen um 7,5 Prozent zurückgehen und statt 41,6 Millionen nur mehr 38,4 Millionen Erwerbstätige betragen. Ein starker Anstieg von 60 Prozent werde auch bei den über 80-Jährigen erwartet.

Laut Prognose wird die Bevölkerung von 81,2 Millionen Menschen im Jahr 2010 auf 79,2 Millionen im Jahr 2030 zurückgehen. Betroffen von dem Rückgang seien vor allem ländliche Gebiete, während wirtschaftsstarke Metropolen sogar Bevölkerungszuwachs erwarten können. Dazu gehören etwa Frankfurt, Stuttgart und Hamburg. München erwartet mit zehn Prozent bis 2030 das stärkste Bevölkerungsplus. Ganz anders ist der Trend in vielen ländlichen Landkreisen. Sie werden teilweise mehr als ein Fünftel an Bevölkerung verlieren.

BBSR-Direktor Harald Herrmann sagte dazu, auch Regionen mit stark abnehmender Bevölkerung benötigten weiterhin eine gute Infrastrukturausstattung. Auch der Wohnraum müsse der Nachfrage angepasst werden; besonders in großen Städten gebe es zu wenige Möglichkeiten für kleine Haushalte. Laut Prognose wird die Zahl der privaten Haushalte von 40,3 Millionen im Jahr 2010 auf 41,3 Millionen im Jahr 2030 steigen. Der Zuwachs speist sich vor allem aus mehr 1- bis 2-Personen-Haushalten, deren Zahl bis 2030 um fünf Prozent zunehmen wird. Während in den ländlichen Räumen immer mehr ältere Menschen in kleineren Haushalten leben, zieht es junge Paare und Singles in die Großstädte.

Auch bei der Erwerbstätigkeit werden große Unterschiede erwartet: Während der Rückgang im Westen mit vier Prozent moderat ist, nimmt im Osten bis 2030 die Zahl der Erwerbspersonen um mehr als 20 Prozent ab, die der Erwerbspersonen unter 45 Jahren sogar um 25 Prozent.