Mit dem ungeschützten Direktflug nach Masar-i-Scharif will der Verteidigungsminister „ein Zeichen für die bessere Sicherheit” setzen.

Masar-i-Scharif. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière ist am Montag zu einem Besuch in Afghanistan eingetroffen. Der Minister landete am Morgen erstmals mit einem ungeschützten, zivilen Regierungs-Airbus direkt auf dem Flughafen der nordafghanischen Großstadt Masar-i-Scharif. Der Airbus mit VIP-Ausstattung landete am frühen Montagmorgen am Hauptquartier der Bundeswehrtruppen. Erste Station der zweitägigen Reise de Maizières ist das größte Feldlager der Bundeswehr in Masar-i-Scharif. Auf dem Programm stehen auch politische Gespräche in Kabul.

Die stabilere Sicherheitslage in der Region habe den Flug ohne militärischen Schutz möglich gemacht, hieß es. Bisher waren deutsche Regierungsmitglieder auf dem Weg nach Afghanistan stets im usbekischen Termes in Militärmaschinen umgestiegen, die über Schutzmechanismen gegen Raketen-Beschuss verfügen.

Mit dem Direktflug setzte de Maizière ein Zeichen des Vertrauens in die vergleichsweise stabile Sicherheitslage im Norden des Landes. „Das ist auch ein Zeichen für die bessere Sicherheit hier im Norden“, sagte der Minister. Er wolle sich ein Bild davon machen, wie die Afghanen zunehmend Sicherheit in die eigenen Hände nehmen.

General Katz hält Taliban für „extrem geschwächt”

Nur drei Prozent der Angriffe und Anschläge der Taliban und anderer Aufständischer auf afghanische und ausländische Sicherheitskräfte werden im Zuständigkeitsgebiet der Bundeswehr verübt. Seit fast eineinhalb Jahren sind keine deutschen Soldaten mehr getötet worden. Dennoch kommt es auch im Norden immer wieder zu schweren Zwischenfällen. So riss im vergangenen Monat ein Selbstmordattentäter in einer Moschee in der Stadt Meimane mehr als 40 Menschen mit in den Tod.

Nach Auffassung des Sprechers der internationalen Schutztruppe Isaf, Bundeswehr-General Günter Katz, verzerren solche spektakulären Anschläge aber die allgemeine Wahrnehmung der Sicherheitslage. „Medienwirksame Anschläge schaffen ein verfälschtes Bild im Ausland“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Zahl der Anschläge und Angriffe der Taliban habe in den vergangenen drei Monaten um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgenommen.

Die Aufständischen hält Katz für „extrem geschwächt“. „Die Taliban müssen inzwischen in Gegenden kämpfen, die früher ihre Rückzugsgebiete waren“, sagte er. Die Gefechte gegen die Aufständischen würden aber auch nach dem Abzug der Nato-Kampftruppen noch andauern. „Es wird auch nach 2014 noch Taliban geben. Die afghanischen Sicherheitskräfte werden noch kämpfen müssen.“

Bis Ende 2014 sollen die afghanische Armee und Polizei im ganzen Land die Verantwortung für die Sicherheit im Land von der Isaf übernehmen. Mit Feisabad wurde bereits eines der drei großen Bundeswehrfeldlager im Norden des Landes an die Afghanen übergeben. Bis Ende 2013 soll auch Kundus folgen, der Hauptstützpunkt der Isaf im gefährlichsten Gebiet Nordafghanistans.

Die Zahl der deutschen Soldaten wurde bereits leicht verringert - von einst bis zu 5350 auf derzeit 4760 Soldaten. Noch im November wollen de Maizière und Außenminister Guido Westerwelle einen Vorschlag für die weitere Truppenreduzierung machen. Spätestens im Januar entscheidet dann der Bundestag über ein neues Mandat für den Einsatz.

Direktflug auch aus Abrechnungsgründen

Mit dem Direktflug wollte das Verteidigungsministerium auch verhindern, dass Usbekistan den VIP-Flug auf das Kontingent der wöchentlichen Truppentransporte anrechnet. Dies sei in der Vergangenheit entgegen den vertraglichen Regelungen zwischen den beiden Staaten geschehen.

Deutschland bezahlt für die Nutzung des Stützpunktes in Usbekistan, trotzdem kommt es immer wieder zu Unstimmigkeiten. Termes ist das Nachschub-Drehkreuz für den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch. Derzeit tun dort und in Afghanistan knapp 4800 deutsche Soldaten Dienst.

Der Flughafen von Masar-i-Scharif liegt am Rande des großen internationalen Militär-Camps, in dem auch die Bundeswehr ihr Hauptquartier hat, er wird aber auch von zivilen Maschinen genutzt. Zuletzt wurde dort ein neues ziviles Terminal mit einer Kapazität von 400.000 Passagieren im Jahr gebaut, nachdem der nicht-militärische Flugbetrieb auf dem wichtigsten Flughafen Nord-Afghanistans in den vergangenen vier Jahren um 240 Prozent zugenommen hatte.

Pro Monat verzeichnet der zivile Flughafen derzeit rund 40 internationale Flüge etwa nach Dubai, Teheran, Pakistan und Katar sowie 250 Inlandsflüge. Das Bundesinnenministerium hilft bei der Ausbildung des Sicherheitspersonals.