Berlin und London wollen strengere Standards für global tätige Konzerne. G20-Finanzminister fordern schnellen Schuldenabbau.

Mexiko-Stadt. Mit dem Versprechen, alles für ein gesundes Wachstum der Weltwirtschaft zu tun, ist in Mexiko-Stadt die Tagung der G20-Finanzminister zu Ende gegangen. "Unser Hauptaugenmerk in der nahen Zukunft wird die Wiederherstellung des Vertrauens und die Verminderung der Risiken in den internationalen Finanzmärkten sein", hieß es in der Abschlusserklärung des Treffens, an der auch die Notenbankpräsidenten der führenden Industriestaaten und Schwellenländer teilnahmen.

Deutschland und Großbritannien sprachen sich zudem für strengere Standards bei der Besteuerung globaler Unternehmen aus. Damit sollen Gewinnverlagerungen vermieden, Lücken geschlossen sowie das Steueraufkommen für den Fiskus gesichert werden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und sein britischer Amtskollege starteten einen entsprechenden Aufruf zur "konzertierten internationalen Zusammenarbeit".

In der Erklärung heißt es, Deutschland und Großbritannien seien für wettbewerbsfähige Steuersysteme, die die Länder für global agierende Unternehmen attraktiv machten. "Im Gegenzug erscheint es selbstverständlich, dass internationale Unternehmen die sich daraus ergebenden Steuern auch zahlen." Es sei bisher schwierig, internationale Steuerstandards an veränderte Geschäftspraktiken anzupassen. Unternehmen gelinge es, die Besteuerung ihrer Gewinne aus den Ländern, in denen sie entstehen, zu verlagern und so im Vergleich zu kleineren Firmen die Steuerlast zu minimieren. Die Bemühungen der Industrieländerorganisation OECD sollten unterstützt werden.

Schäuble bekräftigte, ein nachhaltiges Wachstum sei ohne eine Reduzierung der Schulden nicht möglich. Er und Bundesbankchef Jens Weidmann begrüßten es ausdrücklich, dass auch Russland, das im kommenden Jahr die Präsidentschaft in der Staatengruppe innehaben wird, sich für ein Festhalten an der in Toronto vereinbarten Halbierung der Defizite einsetzen will.

Deutschland werde dieses Ziel erreichen und die Euro-Zone insgesamt ebenfalls, sagte Schäuble. Bei anderen Ländern sei er sich nicht sicher. Die G20 erwarteten, dass sich die USA nach der Präsidentenwahl dieser Frage zuwendeten und alles unternähmen, um die sogenannte Finanzklippe zu "umschiffen". Bei der Klippe geht es um die in den USA zum Ende des Jahres drohenden Steuererhöhungen bei gleichzeitigen Budgetkürzungen. Die hätte möglicherweise auch schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Weidmann und der Internationale Währungsfonds vertraten die Ansicht, Konjunkturbremsen seien vor allem die Finanzklippe in den USA und die Verschuldung Japans nach der Fukushima-Katastrophe.

"Wenn wir tatsächlich ein robustes Wachstum wollen, das zwischen den G20-Staaten ausbalanciert ist, brauchen wir solide öffentliche Finanzen auf dem ganzen Planeten, denn ein dauerhaftes Wachstum kann man nicht mit einer Anhäufung von Schulden finanzieren", so Schäuble. Nach seinen Worten sind die Europäer Schritt für Schritt auf dem besten Wege, die Euro-Krise in den Griff zu bekommen.