Er ist Fraktionsvize der Liberalen und gab sich in einer Late-Night-Show jetzt besonders frei: Martin Lindner gönnte sich einen Cannabis-Test.

Berlin. Ein TV-Auftritt von Martin Lindner, bei dem der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende an einem Joint gezogen hatte, sorgt für Aufregung: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Linderns Parteifreundin Mechthild Dyckmans, rügte Lindner heftig für seinen öffentlichen Cannabiskonsum. Er verharmlose damit die Gefahren. Sie erhielt Zustimmung von der drogenpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Angelika Graf. Sie nannte Lindners Fernsehauftritt fahrlässig.

Lindner hatte in der Tele 5-Sendung „Stuckrad-Barre“, die am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, einen Joint angeboten bekommen, daran gerochen und erst einmal Zweifel an der Echtheit geäußert. Dann zog er an ihm. Auf Anfrage erklärte Linder, wer zweifle, müsse schließlich auch testen. Nach einem langen Zug nickte der FDP-Mann anerkennend: "Tatsächlich. Echt!"

Auf die Frage Stuckrad-Barres, wie es ihm jetzt ginge, antwortete Lindner: "Saugut!" Offenbar kann der wirtschaftpolitische Sprecher seiner Partei aber seine Vorliebe für Gras nicht ganz offen ausleben: "Die Drogenbeauftragte ist Mitglied der FDP, ich muss mich hier zurückhalten."

Diese wiederum sagte am Donnerstag in Berlin, Lindner habe als Abgeordneter eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion. „Eine Verharmlosung des Cannabiskonsums in der Öffentlichkeit sendet ein völlig falsches Signal aus“, betonte Dyckmans. Cannabis sei schließlich eine illegale Droge und unterliege dem Betäubungsmittelgesetz. Außerdem sei Cannabis „gesundheitlich eben nicht unbedenklich“. Es gingen gerade für Jugendliche und junge Erwachsene erhebliche gesundheitliche Gefahren aus, sagte Dyckmans weiter. Dies belegten gestiegene Behandlungszahlen in den Suchthilfeeinrichtungen.

FDP wieder zur Spaßpartei machen

SPD-Politikerin Graf war Lindner durchsichtiges Handeln vor: „Er will die FDP wieder als Spaßpartei etablieren.“ Es sei allerdings grenzwertig und sogar fahrlässig, dies mittels eines TV-Auftritts zu tun. Cannabiskonsum könne schließlich gefährlich sein, sagte Graf weiter. Außerdem sei sein Handeln eine Missachtung für die Arbeit von Dyckmans: „Wenn ich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung wäre, würde ich mit ihm ein ernstes Wörtchen reden“, sagte Graf der dapd.

Grüne und Linke loben Kiff-Auftritt

Der Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Grünenfraktion im Bundestag, Harald Terpe, wiederum begrüßte Lindners Aktion. Das Beispiel zeige, dass Cannabis längst eine Alltagsdroge und in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. Er wünsche sich, dass die FDP die nötigen Schlüsse ziehe und sich für eine weniger ideologische Drogenpolitik einsetze. Seine Hoffnung sei allerdings gering: „Die FDP ist derzeit eine starke Stütze der herrschenden repressiven Drogenpolitik“, sagte Terpe auf dapd-Anfrage.

Frank Tempel, der drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, freute sich ausdrücklich über Lindners Cannabiskonsum. Er sagte der dapd: „Ich finde es bemerkenswert. Er setzt gewissermaßen ein Signal.“ Vor allem positioniere sich Lindner damit gegen seine Parteikollegin Dyckmans, die nicht Drogenbeauftragte, sondern „Stillstandsbeauftragte“ sei.