Berliner Ermittler wollten Informationen über V-Mann offenbar doch zurückhalten. Hatte das Terror-Trio Verbindungen ins Rockermilieu?

Berlin. Vertrauliche Dokumente der Berliner Polizei nähren laut einem Medienbericht Zweifel an den Aussagen des Innensenators Frank Henkel (CDU) in der Affäre um einen V-Mann im Neonazi-Milieu. Ein Schreiben des Berliner Staatsschutz-Chefs Oliver Stepien an die Bundesanwaltschaft von Anfang April belege, dass die Polizei die Akten über den V-Mann Thomas S. habe zurückhalten wollen, berichtet der "Spiegel". Demnach soll der Beamte die Übersendung aller Akten nach Karlsruhe verweigert haben, weil mit Blick auf den Bundestag "Einsicht durch den Untersuchungsausschuss nicht ausgeschlossen werden" könne.

Der Berliner Polizeisprecher Stefan Redlich sagte gestern, das Magazin zitiere nur einen Satz aus dem sechsseitigen Schreiben. Auf der ersten Seite stehe auch, dass die Berliner Polizei das Ziel verfolge, alle Bezüge des V-Manns zur Terrorgruppe NSU "grundsätzlich offen zu kommunizieren".

Innensenator Henkel hatte erklärt, der NSU-Untersuchungsausschuss sei erst im Juli von den Berliner Behörden informiert worden, weil es eine Geheimhaltungsvereinbarung zwischen der Polizei und der Bundesanwaltschaft gegeben habe. Die Ermittlungsbehörde in Karlsruhe bestreitet dies jedoch.

Unterdessen hat Thomas S., der langjährige V-Mann der Berliner Polizei, zugegeben, den Mitgliedern der späteren Neonazi-Terrorzelle NSU Sprengstoff besorgt zu haben. Der Auftrag dazu sei von einem der drei, Uwe Mundlos, gekommen, sagte der Mann der "Welt am Sonntag". "Ich habe das gemacht, um mir etwas zu beweisen - und sicherlich auch, um Beate zu imponieren." Mit Beate Zschäpe, der Frau im Neonazi-Trio, war er nach eigener Schilderung 1996 kurzzeitig liiert. Thomas S. soll bereits 2002 Hinweise auf die Terrorgruppe geliefert haben, denen aber nicht nachgegangen wurde und die auch nicht an andere Sicherheitsbehörden weitergegeben wurden.

In der NSU-Affäre gibt es nun auch Hinweise auf eine mögliche Verbindung ins Berliner Rockermilieu. Eine DNA-Spur, die im Juli nach einer Schießerei vor dem Klubhaus der Rockergruppe Bandidos im Berliner Bezirk Wedding gefunden wurde, stimmt zumindest teilweise mit einer Spur aus dem letzten Versteck der Terrorzelle NSU überein, bestätigte die Bundesanwaltschaft. Jedoch gebe es "keine Anhaltspunkte für strafrechtlich relevante Verbindungen" zwischen dem Terror-Trio und dem Rockermilieu, sagte ein Sprecher der Behörde. Es gelte es als sehr unwahrscheinlich, dass beide Spuren vom gleichen Mann stammen.

Bei der Schießerei im Juli waren zwei Bandidos verletzt worden, die Täter entkamen. Als Hintergrund werden Machtkämpfe mit Rockern der Hells Angels vermutet. Beamte stellten später eine Patronenhülse mit DNA-Material sicher. Beim Abgleich fanden sich einige Übereinstimmungen mit Spuren an einem Datenträger, der in den Trümmern des gesprengten Hauses des Terror-Trios in Zwickau lag.