Es sei ausreichend Geld vorhanden, nun müssten Patienten leiden, kritisiert Verband. Mediziner zu Praxisschließungen fest entschlossen.

Hamburg/Berlin. Die gesetzlichen Krankenkassen haben mit scharfer Kritik auf die Ankündigung der niedergelassenen Ärzte reagiert, in der kommenden Woche Praxen zu schließen. "Wir fordern die diversen Ärzteverbände auf, die Debatte über die Höhe des Honoraranstiegs nicht auf dem Rücken der Patienten auszutragen", sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbands.

Schon die Umfrage der Ärzteverbände habe ergeben, dass nur jeder Vierte die Aktionen unterstütze, sagte Lanz. "Von den rund 150 000 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten wurden nach Angaben der Ärzteverbände 100 000 angeschrieben. 50 Prozent davon haben geantwortet. Davon haben 75 Prozent nach Angaben der Ärzteverbände für einen Streik gestimmt. Macht rund 37 500. Dies entspricht 25 Prozent aller niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten."

Die Ärzte sprechen dagegen von einer beispiellosen Beteiligung. "Wir haben in dieser Woche gezeigt, dass wir nicht nur entschlossen, sondern auch handlungsfähig sind", sagte Dr. Dirk Heinrich, der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes und Hamburger HNO-Arzt. Ohne Vorankündigung hatten die Ärzte zuletzt eine "Operation Shitstorm" gestartet und die Telefonleitungen von Kassenverbänden mit Massenfaxen blockiert. Nach Kassenangaben sollen die Einschränkungen der Arbeit überschaubar gewesen sein.

Die Ärzte sprechen von einer Politik der Nadelstiche. "Wir sind entschlossen die Maßnahmen auszuweiten: Kommt es am Sonnabend zu keiner Einigung, werden die Verbandsspitzen Anfang nächster Woche über Praxisschließungen noch in diesem Monat entscheiden. Dafür haben wir jetzt nicht nur den Rückhalt, sondern auch das Mandat", sagte Heinrich.

Die Ärzteverbände - nicht die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) - rufen zu den Aktionen auf. Die KBV hat den Auftrag, die Versorgung sicherzustellen und die Honorare unter den Ärzten zu verteilen. Ein Streikaufruf wäre gesetzeswidrig. Jeder Vertragsarzt hat eine Präsenzpflicht. Mindestens 20 Stunden pro Woche muss er in Sprechstunden zur Verfügung stehen.

Die Kassen werfen den Ärzten vor, die Honorare nur nicht richtig zu verteilen, sodass erhebliche Unterschiede zwischen den Arztgruppen und den Regionen entstehen. "Aber die internen Verteilungsprobleme zwischen den Arztgruppen löst man wohl nicht dadurch, dass Patienten vor verschlossenen Türen stehen gelassen werden", kritisierte Verbandssprecher Lanz. Heinrich sagte dagegen, in den Verhandlungen gehe es um die Preise für Behandlungen. Bei der Verteilung redeten die Kassen auch mit.