Eine PR-Kampagne? Erst ging Bettina Wulff juristisch gegen Rotlicht-Gerüchte vor, nun setzt sie sich mit einem Buch auch publizistisch zur Wehr.

Berlin/Hannover. Die frühere "First Lady“ Bettina Wulff hat in ihrem Buch alle Gerüchte über eine Vergangenheit im Rotlichtmilieu entschieden zurückgewiesen. "Ich habe nie als Escort-Lady gearbeitet, das ist einfach absoluter Quatsch“, schreibt sie. Das ursprünglich erst für November angekündigte Buch "Jenseits des Protokolls“ war am Montag bereits in vielen Buchhandlungen erhältlich. Schon am Wochenende war bekanntgeworden, dass die frühere Präsidentengattin auch gerichtlich gegen Verleumdungen vorgeht.

Bettina Wulff schreibt ausführlich über die seit Jahren vor allem im Internet verbreiteten Gerüchte. In dem gut 200 Seiten starken Buch heißt es: "Obwohl ich mich sonst bestimmt für eine starke Frau halte, die so schnell nichts aus der Bahn wirft, habe ich darüber in den Jahren so viel geheult – ich fragte mich: Warum? Warum machen die das mit mir?“

+++ Kommentar: Der Kampf um die Ehre +++

Die Autorin berichtet auch über die Wochen vor dem Rücktritt ihres Mannes Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten: "Jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen, das Radio oder den Fernseher anzuschalten und dort irgendetwas Negatives über sich zu hören, das zehrte mächtig an den Nerven.“ Wulffs Anruf auf der Mailbox von "Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, mit dem er Veröffentlichungen über seinen Hauskredit verhindert wollte, sei ein "riesengroßer Fehler“ gewesen.

Bettina Wulff kehrte am Montag von den Paralympics in London nach Hannover zurück. Dort war sie für einen Prothesen-Hersteller als PR-Mitarbeiterin im Einsatz. Auf dem Flughafen wollte sie sich nicht äußern. "Jetzt komme ich erst mal an, dann sehen wir weiter“, sagte sie. Ihr Mann Christian Wulff betonte: "Was wir erlebt haben, das ist schrecklich. Das wünscht man keiner Frau. Das ist schrecklich für eine Familie.“ Wulff holte seine Frau zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Linus vom Flughafen ab.

Unterdessen kritisierte der Deutschen Journalisten-Verband, dass Bettina Wulff die juristischen Schritte gegen die Rotlicht-Gerüchte kurz vor Erscheinen ihres Buches eingeleitet habe. "Der zeitgleiche Verkaufsstart ihres Buches nährt den Verdacht einer PR-Kampagne mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken am Montag.

Medienforscher Jo Groebel warnte vor voreiligen Schlüssen über das Erscheinen des Buches. "Ich warne sehr davor, das eine Gerücht jetzt durch ein anderes Gerücht – nämlich das der PR-Maßnahme – zu ersetzen“, sagte Groebel dem Fernsehsender n-tv. Bettina Wulff sei moralisch auf der Anklagebank gewesen. Deshalb solle dieser Schritt jetzt als Befreiungsschlag und nicht als neue PR-Maßnahme interpretiert werden. (dpa)