In Ländervergleichsstudie jetzt auf Platz acht. Schleswig-Holstein ist das Schlusslicht

Hamburg/Köln. Das ist einespäte Ehre für die häufig gescholtene Schulpolitik der schwarz-grünen Koalition, die von 2008 bis 2010 im Hamburger Rathaus am Ruder war. Der Bildungsmonitor 2012, den die KölnerInitiative Neue Soziale Marktwirtschaft zum neunten Mal herausgegeben hat, bescheinigt dem Hamburger Bildungssystem die größten Fortschritte unter allen 16 Bundesländern.

Hamburg verbessert sich in der Länderrangliste von Platz 13 im vergangenen Jahr auf Platz acht und liegt nun gleichauf mit Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Aber: Die Studie, die 13 Handlungsfelder in den Bereichen Kita, Schule, Hochschule und Berufsbildung vergleicht, basiert im Wesentlichen auf den Daten der Jahre 2009 und 2010.

Hier hat Hamburg gepunktet: Der Anteil der Schüler an gebundenen Ganztagsschulen in den Klassen 5 bis 10 hat sich von 11,5 auf 23,3 Prozent verdoppelt. Positiv ist auch die Entwicklung bei den Ganztags-Grundschülern, deren Quote von 18,2 auf 29,2 Prozent kletterte. Bundesweit beträgt der Anteil lediglich 22,8 Prozent. Den größten Sprung gab es beim Englischunterricht in der Grundschule: Während noch 2009 nur 58,8 Prozent der Grundschüler die Fremdsprache lernten, waren es ein Jahr später schon 85,1 Prozent.

Der Grund: Unter der damaligen Schulsenatorin Christa Goetsch (Grüne) hatte Hamburg 2010 flächendeckend Englisch für die ersten Klassen eingeführt. Bis dahin nahmen nur die Dritt- und Viertklässler teil. Laut Bildungsmonitor verbessern sich in Hamburg auch die Lage am Ausbildungsstellenmarkt sowie das Verhältnis der Ausgaben pro Schüler zu den öffentlichen Gesamtausgaben pro Einwohner. "Ich freue mich, dass Hamburgs bildungspolitische Schwerpunkte in der Studie honoriert werden. Insbesondere durch Qualitätsverbesserungen im Unterricht wollen wir dazu beitragen, dass der Anteil der Schulabbrecher weiter sinkt", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Spitzenreiter des Bildungsvergleichs bleibt Sachsen, aber auch auf den weiteren Plätzen gab es mit Thüringen, Baden-Württemberg und Bayern keine Veränderungen. Großer Gewinner im Langzeitvergleich ist Bremen, das vor neun Jahren auf Platz 15 gestartet war und nun Rang fünf belegt. Bremen punktet vor allem durch Verbesserungen im Hochschulsektor.

Auf der Verliererstraße ist dagegen Schleswig-Holstein, das auf den letzten Platz absackte. "Dieses Ergebnis gibt nicht die erfreulichen bildungspolitischen Fakten in Schleswig-Holstein wieder", sagte die Kieler Schulministerin Waltraud Wende (parteilos). Sie verwies auf die geringe Zahl von Schulabbrechern. Sie kündigte Gespräche mit den Hochschulen an. Ziel sei, mehr Akademiker auszubilden. Die Koalition von SPD, Grünen und SSW, die seit gut 60 Tagen regiert, versprach eine Aufholjagd in Sachen Bildung. "Der letzte Platz ist für uns Ansporn, das Feld von hinten aufzurollen", sagte die Bildungsexpertin der Grünen, Anke Erdmann.

Aus Sicht der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) spiegelt die Verbesserung im Ranking (von Platz 9 auf 7) die eindeutigen Prioritäten des Landes bei den Hochschulausgaben wider. "Kein anderes Bundesland investiert mehr Geld pro Studierenden", rechnete ihr Sprecher vor und verwies auf positive Auswirkungen der Studiengebühren: "Das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für den Studienstandort Niedersachsen."