“Hoffentlich kommen die schnell in die Hufe“, sagte Mehdorn. Das Debakel über Eröffnung, Mehrkosten und ein Islamist an der Baustelle sorgen für Kritik.

Berlin. Die Liste der Kritikpunkte ist lang: Große Zweifel am geplanten Eröffnungstermin, ein mutmaßlicher Islamist an der Flughafen-Baustelle, Forderungen nach personellen Konsequenzen - einen Tag vor der mit Spannung erwarteten Aufsichtsratssitzung geht es hoch her. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn warnte am Mittwoch davor, die Eröffnung des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg zu weit hinauszuschieben. "Hoffentlich kommen die schnell in die Hufe“, sagte Mehdorn.

Der Neubau müsse so früh wie möglich in Betrieb gehen. Dazu, ob der zuletzt anvisierte Termin 17. März 2013 zu halten sei, wollte Mehdorn sich nicht äußern. "Wir wünschen uns, dass wir im Sommer nächsten Jahres im BER sind.“ Air Berlin ist der größte Kunde des Hauptstadtflughafens (BER).

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Das Hin und Her kratzt auch am Ansehen von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Chef des Aufsichtsrates ist. Die Einschätzung, ein zum dritten Mal verschobener Start des neuen Hauptstadtflughafens könnte auch seine Zukunft als Chef des Roten Rathauses, zumindest aber des Aufsichtsrats besiegeln, weist Wowereit von sich. "Ich glaube nicht, dass der Aufsichtsratschef dafür verantwortlich ist, welcher Termin technisch umsetzbar ist“, sagte er. Die Eigentümer des neuen Großflughafens sind die Länder Berlin und Brandenburg und auch der Bund.

Die Opposition in Berlin und Brandenburg schlägt scharfe Töne an. Brandenburgs CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski fordert personelle Konsequenzen im Aufsichtsrat. Das Gremium habe die Probleme gekannt und bewusst verschwiegen, sagte Dombrowski im RBB-Inforadio. Trotzdem habe es sehr nachlässig kontrolliert. Es wäre gut, Platz zu machen für Leute mit Entscheidungsfähigkeit und Sachverstand.

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Der künftige Vorsitzende des Flughafenuntersuchungsausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Delius (Piraten), sagte dagegen der RBB-Welle Radioeins, dass die Forderung nach personellen Konsequenzen nicht weiterhelfen. Er kritisierte die mögliche neue Verzögerung bei der Eröffnung. Delius sagte: "Jede Aussage, die gemacht wurde in den letzten Monaten, hat sich im Nachhinein als falsch herausgestellt. Wenn es mir schon so geht, dass ich nicht weiß, woran ich bin, wie muss es dann erst den Betrieben gehen, die davon abhängen.“

Die deutsche Bauindustrie zeigte sich besorgt wegen der Probleme bei gleich mehreren öffentlichen Großprojekten in Deutschland und macht sich für eine bessere Steuerung stark. "Es ist Gefahr im Verzug“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Michael Knipper.

Der Aufsichtsrat dürfte sich neben dem Eröffnungstermin und der Mehrkosten in Höhe von 1,17 Milliarden Euro aber auch mit einem anderen Thema befassen müssen: Ein mutmaßlicher Islamist war an der Flughafen-Baustelle aufgegriffen worden. Medienberichten zufolge soll er zum harten Kern der Salafisten zählen. Er ist auf freiem Fuß. Gegen ihn wird in der Hauptstadt strafrechtlich nicht ermittelt, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei am Mittwoch. (dpa)