CDU-Vorsitzende bekennt sich klarer denn je zu Schwarz-Gelb. Aber die FPD will auf Parteitag andere Optionen nicht ausschließen.

Berlin/Hamburg. Reisen nach Hamburg, sind für Angela Merkel immer Reisen in ihre Geburtsstadt. "Ich komme immer gern", sagte sie Freitagabend bei ihrem Wahlkampfauftritt auf dem Gänsemarkt. Doch die Frage, ob sie mal wieder nach Hamburg zurückziehen würde, löste doch Unverständnis aus. "Da würden die Leute ja zehn Tage vor der Wahl sagen, ich bin verrückt", sagte sie. "Ich habe in Berlin meine Arbeit zu machen." Und dafür, dass sie das nach dem nächsten Sonntag als Kanzlerin weiterhin tun kann, läutete sie am Freitag den Wahlkampfendspurt ein.

Vor dem abendlichen Auftritt vor ihren Anhängern in Hamburg hatte sie sich am Mittag rund 200 Journalisten bei der Bundespressekonferenz präsentiert. Weit weg schien das verpatzte TV-Duell gegen Frank-Walter Steinmeier, als Merkel erklärte, warum sie künftig Kanzlerin in einer schwarz-gelben Koalition sein möchte.

Wie rasch die Dinge sich doch ändern können. So blass Merkel noch im direkten Aufeinandertreffen mit ihrem Herausforderer von der SPD gewirkt hatte, so gelassen und offenbar bestens aufgelegt hielt sie diesmal ihre Zuhörer bei Laune. Merkel machte in Berlin Faxen mit den Fotografen, antwortete ausführlich selbst auf die früher so ungeliebten privaten Fragen.

Dabei bilden die Umfragen nur noch einen knappen Vorsprung für ihr Wunschbündnis mit der FDP ab. Doch das offene Rennen scheint Merkel eher anzuspornen. Genauso wie die erneut aufgekommene Debatte darum, wie bündnistreu die Liberalen eigentlich wirklich sind.

Zwar will die FDP am Sonntag, wie ihr Vorsitzender Guido Westerwelle beteuert, ein "glasklares" Bekenntnis für eine Koalition mit der Union beschließen. Aber die finale Absage an ein Ampelbündnis mit SPD und Grünen wird es beim Parteitag in Potsdam wohl nicht geben. Bisher zeigt Westerwelle klare Kante und verweist darauf, dass er bereits vor vier Jahren in ein solches Bündnis hätte gehen können, wenn er es denn gewollt hätte. Aber seine Stellvertreterin Cornelia Pieper wollte in der ARD zuletzt trotz mehrfacher Nachfrage die Ampel partout nicht ausschließen.

Kein Wunder, dass die Schwarz-Gelb-Debatte in Merkels Fragestunde eine Hauptrolle spielte. "Die FDP muss sich entscheiden, wie sie ihre Aussage macht", gab Merkel fast lakonisch zu Protokoll und warnte vor Verunsicherungen der Wähler. Sie jedenfalls kämpfe für sich, stellte sie klar. Und warb engagierter denn je für das Bündnis, auf das sie im Wahlkampfendspurt ausschließlich zu setzen scheint. "Es muss eine Regierung mit einer starken Union und einer FDP geben", sagte sie auch am Abend in Hamburg. Nur so lasse sich eine Wiederholung der Wirtschaftskrise verhindern.

Merkel kündigte in Berlin Sofortmaßnahmen für die ersten sechs Monate nach der Wahl in einer möglichen schwarz-gelben Koalition an. Sie nannte die Senkung der Einkommenssteuerbelastung, die Überprüfung der Erbschaftssteuer- und der Unternehmenssteuerreform, mehr Bürokratieabbau sowie Forschungs- und Hochschulpolitik. Dies alles lasse sich besser mit der FDP umsetzen. In der Großen Koalition seien Erfolge erzielt worden, aber jetzt gehe es weltweit darum, welches Land als Erstes und am besten aus der Krise herauskomme. Das lasse sich mit den Liberalen besser bewerkstelligen, zumal die SPD innerlich zerrissen sei.

Ihren Machtanspruch machte Merkel unmissverständlich klar: Regiert werden soll notfalls auch mit einer Mehrheit, die sich aus Überhangmandaten speist. Und, wenn es um den Unterschied zwischen Koch und Kellner gehe, griff sie eine Journalistenfrage auf, dann würde sie in dem Sinne schon lieber als Koch auftreten. "Ansonsten trete ich als Merkel auf."