Renate Künast, die Spitzenkandidatin der Grünen, im Gespräch mit dem Abendblatt : “Ich erwarte mehr Ernsthaftigkeit.“

Hamburg. In gut fünf Wochen wählen die Deutschen ihr neues Parlament, doch das Interesse daran ist erschreckend gering. Laut einer Forsa-Umfrage für den "Stern" konnten 48 Prozent nicht oder nur falsch auf die Frage antworten, wann in diesem Jahr die Bundestagswahl stattfindet. Verlangt war dabei nicht das genaue Datum 27. September. Als richtig gezählt wurde auch die Antwort "in wenigen Wochen" oder "irgendwann im September". Die korrekte Antwort wurde nur von 52 Prozent gegeben.

Besonders uninformiert waren Schüler und Studenten, von denen 72 Prozent nicht sagen konnten, wann die Wahl ist. Andererseits hatten 64 Prozent der befragten Rentner die richtige Antwort parat.

Auch der Wahlkampf der Parteien lässt die überwältigende Mehrheit der 1001 befragten Wahlberechtigten bislang kalt. Für rund 84 Prozent ist der Kampf der Politiker um die Stimmen weder interessant noch spannend. Zudem kommen die Politiker mit ihren Botschaften und Bemühungen kaum bei den Wählern an. Acht Prozent meinten, der Wahlkampf sei "weitgehend interessant und spannend". Lediglich ein Prozent hält ihn für "sehr interessant und spannend", sieben Prozent machten keine Angabe.

Angesichts des derzeitigen Desinteresses der Bürger an der Bundestagswahl warnte die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, davor, die Wahl nicht ernst zu nehmen. "Politik ist kein Kinofilm. Und der Wahlkampf ist keine Castingshow", sagte sie dem Abendblatt. Für die Menschen gehe es um sehr reale Probleme, sagte Künast. "Welche Lehren ziehen wir aus der Finanzkrise, wie sichern wir Arbeitsplätze, wie geht es weiter mit unserer Energieversorgung, und wie verbessern wir die Bildungschancen für alle Kinder?" Über diese Fragen werde am 27. September entschieden. "Deshalb erwarte ich von allen Beteiligten - Politikern wie Medien - mehr Ernsthaftigkeit", sagte die Grünen-Politikerin.

In die Umfragewerte der Parteien kommt laut Forsa ein wenig Bewegung. Die SPD legte um einen Punkt auf 22 Prozent zu, CDU/CSU verloren einen Punkt auf 37 Prozent. Die FDP kam wieder auf 13 Prozent, die Grünen liegen bei zwölf, Die Linke erreicht elf Prozent.