Terror-Netzwerk soll mit “Düsseldorfer Zelle“ Anschlag in Deutschland geplant haben. Nun stehen die mutmaßlichen Terroristen vor Gericht.

Düsseldorf. Die mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen der „Düsseldorfer Zelle“ bekommen es vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht mit einer Frau zu tun. Richterin Barbara Havliza (54) ist die Nachfolgerin von Ottmar Breidling als Vorsitzende des renommierten sechsten Strafsenats, der in den vergangenen Jahren mehrere der spektakulärsten Terror-Prozesse verhandelt hatte.

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Die gebürtige Dortmunderin saß auch schon als stellvertretende Vorsitzende Richterin in den Terroristen-Prozessen gegen die sogenannten Kofferbomber und die islamistische Sauerland-Gruppe. Seit zwei Jahren leitet sie den sechsten Senat und hat in dieser Zeit politische Verfahren gegen Mitglieder der linksextremistischen DHKP-C und PKK geleitet.

Havliza ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie studierte in Münster Jura und wurde 1992 Richterin am Landgericht Osnabrück. Im Februar 2007 wurde sie Direktorin des Amtsgerichts Bersenbrück in Niedersachsen. Bereits wenige Monate später wechselte sie nach Düsseldorf ans Oberlandesgericht.

An diesem Mittwoch beginnt im Hochsicherheitsbunker des Düsseldorfer Oberlandesgerichts der Prozess gegen die „Düsseldorfer Zelle“, also gegen jene Männer, die gut zwei Kilometer Luftlinie entfernt im Auftrag eines al-Qaida-Scheichs mit dem Bau einer Bombe für einen enormen Terroranschlag in Deutschland begonnen haben sollen. Treffen die Vorwürfe zu, wäre die Bundesrepublik ein weiteres Mal einem großen islamistischen Bombenanschlag entronnen.

Was die mutmaßlichen Terroristen nicht wussten: Monatelang standen sie nach einem Tipp, der vom US-Geheimdienst CIA stammen soll, unter Rund-um-die-Uhr-Beobachtung. BKA-Ermittler schnitten massenhaft belastende Gespräche mit und lasen kompromittierende E-Mails. „Oh, unser Scheich, wir halten noch unser Versprechen. Wir werden mit dem Schlachten der Hunde anfangen“, soll es in einer E-Mail des Hauptangeklagten heißen, aus der die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert. Der Stoff füllt nun 260 Aktenordner, die Anklageschrift umfasst insgesamt mehr als 500 Seiten.

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Anführer der Terrortruppe ist laut Anklage der Marokkaner Abdelabdim El-K. (31). Er soll sich Anfang 2010 in einem al-Qaida-Ausbildungscamp im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufgehalten haben. Außerdem stehen der Deutsch-Marokkaner Jamil S. (32), der Deutsch-Iraner Amid C. (21) und der Deutsche Halil S. (28) vor Gericht. In einem Vorgespräch signalisierten die Verteidiger dem Gericht, dass das Quartett zu den Vorwürfen zunächst schweigen wird.

Die al-Qaida-Anführer Younis Al Mauretani („Der Mauretanier“) und Atiyatallah Al Libi („Der Libyer“) sollen hinter den Anschlagsplänen der „Düsseldorfer Zelle“ stecken. Ersterer wurde in Pakistan festgenommen, Letzterer ist tot. Wenige Wochen nach dem Zugriff in Düsseldorf wurde auch al-Qaida-Chef Osama bin Laden im pakistanischen Abbottabad beim Zugriff von US-Einheiten erschossen.

Neben den Funden in der Wohnung kann sich die Anklage auf die Erkenntnisse aus der monatelangen Observation mittels Wanzen und abgehörter Telefonate stützen: „Die Komplett-Überwachung hat stattgefunden. Daran kommt die Verteidigung nicht vorbei“, sagt Rechtsanwalt Johannes Pausch, der den Hauptbeschuldigten vertritt. Geständnisse kann die Bundesanwaltschaft nicht vorlegen, und einige spontane Einlassungen gegenüber Polizisten seien nicht verwertbar, sagt Verteidiger Pausch. 30 Verhandlungstage bis Ende November hat die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza für den Prozess angesetzt.