„Der Bundespräsident macht eine hervorragende Arbeit“, sagte Merkel am Montag während eines Kosovo-Besuchs in Pristina. „Das, was im Raume steht, wird von ihm persönlich aufgeklärt.“ Umstrittener Privatkredit und Urlaub bei befreundeten Unternehmern: Bundespräsident Christian Wulff bleibt weiter in den Schlagzeilen.

Pristina/Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich erneut hinter den wegen eines Privatkredits und Ferienaufenthalten bei befreundeten Unternehmern in die Kritik geratenen Bundespräsidenten Christian Wulff gestellt. „Der Bundespräsident macht eine hervorragende Arbeit“, sagte Merkel am Montag während eines Kosovo-Besuchs in Pristina. „Das, was im Raume steht, wird von ihm persönlich aufgeklärt.“

Deshalb sei es richtig und wichtig, dass am Montag die Vertragsunterlagen eingesehen werden könnten, sagte die Kanzlerin. „Und ansonsten hat der Bundespräsident mein vollstes Vertrauen.“

Etwa zur gleichen Zeit ließ Merkel ihren stellvertretenden Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin erklären: „Der Bundespräsident tut erkennbar alles, um die an ihn herangetragenen Fragen zu beantworten. Und es hat sich nichts daran geändert, dass die Bundeskanzlerin volles Vertrauen in die Person Christian Wulff und in die Amtsführung des Bundespräsidenten hat.“

Kredite und Ferienaufenthalte seien nicht die Angelegenheit der Kanzlerin, sagte Streiter. „Es steht ihr nicht an, das zu bewerten.“

Kritik reisst nicht ab

Umstrittener Privatkredit und Urlaub bei befreundeten Unternehmern: Bundespräsident Christian Wulff bleibt weiter in den Schlagzeilen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles warf ihm am Montag in Berlin ein „merkwürdiges Amtsverständnis“ vor, weil er sich nur über Anwälte äußere. Bundeskanzlerin Angela Merkel sah sich veranlasst, sogar im Ausland zum Bundespräsidenten Stellung zu nehmen. Sie stellte sich während einer Kosovo-Reise erneut hinter ihn.

Wulff gewährte in Berlin über ein Anwaltsbüro Einsicht in seinen umstrittenen Kreditvertrag aus dem Jahr 2008. Daraus ging erwartungsgemäß hervor, dass das Darlehen über 500.000 Euro von Edith Geerkens, der Ehefrau des mit Wulff befreundeten Unternehmers Egon Geerkens, stammt. Vertraglich vereinbart wurde ein Zinssatz von vier Prozent.

Der ehemalige Ministerpräsident Niedersachsens hatte Anfang 2010 eine Geschäftsbeziehung zu Egon Geerkens im Landtag verneint. Dabei ließ Wulff unerwähnt, dass er den Kredit mit dessen Ehefrau schloss.

SPD-Generalsekretärin Nahles sagte, der Bundespräsident lege ein merkwürdiges Amtsverständnis an den Tag, wenn er glaube, mit Schreiben von Anwaltskanzleien eine persönliche Erklärung vermeiden zu können. „Ich denke, die deutsche Öffentlichkeit hat ein bisschen mehr als eine Weihnachtsansprache verdient.“

Kritik kam auch aus der FDP: Der Bundestagsabgeordnete Patrick Kurth zweifelt an der Eignung Wulffs für das höchste Staatsamt und hält „persönliche Konsequenzen“ für denkbar. „Hier stellt sich die Frage, ob Wulff mit den jetzt aufgetauchten Erkenntnissen hätte Bundespräsident werden können“, sagte der Thüringer FDP-Generalsekretär der „Rheinischen Post“.

Der FDP-Abgeordnete Erwin Lotter fordert sogar den Rücktritt Wulffs. „Die Bundesbürger möchten einen Präsidenten, der einen Glaubwürdigkeitskredit hat und nicht einen Immobilienkredit. Ein Rücktritt ist für mich eine Frage des Anstands und der Glaubwürdigkeit“, sagte er der ARD.

Auch der bayerische Landtagsabgeordnete Thomas Dechant legte Wulff den Rücktritt nahe. Dechant sagte dem „Münchner Merkur“ (Dienstagausgabe), das Amt des Bundespräsidenten lebe „vom Vertrauen“. Wulff versuche jedoch, „mit tröpfchenweiser Information die Fakten unter den Teppich zu kehren“.