Auf dem Saar-Parteitag äußerte sich Oskar Lafontaine zu seiner Liaison mit Sahra Wagenknecht. Ist das Paar auch eine Option für die Doppelspitze?

Saarbrücken/Hamburg. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, wirbt bei der Debatte um die neue Parteispitze dafür, am bisherigen Modell mit Doppelspitzen aus Mann und Frau und Ost und West festzuhalten. "Anders geht es nicht“, sagte der 63-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel“. Zur möglichen Kandidatin Sahra Wagenknecht sagte Gysi, sie habe "sich entwickelt, und dadurch hat sich auch meine Einstellung zu ihr verändert“. Sie kämen jetzt "gut miteinander klar“.

Zugleich machte sich Gysi erneut für eine größere Rolle Oskar Lafontaines in der Partei stark. "Er ist wieder gesund, er ist quicklebendig. Sicher ist er im Saarland auch etwas unterfordert“, sagte Gysi. Lafontaine ist inzwischen vollständig von seinem Krebsleiden genesen. In der von internen Querelen geschwächten Partei werden die Rufe nach einer gewichtigeren Rolle der Linken-Ikone wieder lauter. Und in letzter Zeit war er auch zunehmend präsent - zuletzt, als er beim Bundesparteitag Ende Oktober in Erfurt seine Genossen zur Geschlossenheit drängte.

Lafontaine überrascht mit persönlichem Statement

Und am Sonnabend überraschte Lafontaine auf dem Linken-Parteitag in Saarbrücken mit einem Statement zu seinem Privatleben nicht nur die Delegierten vor Ort. Am Ende seiner einstündigen Rede klärte Lafontaine seine Genossen über den Besuch Sahra Wagenknechts auf: "Das hat einen ganz einfachen Grund. Ich lebe seit einiger Zeit getrennt und bin seit einiger Zeit mit Sahra eng befreundet.“

Zuvor hatte Linken-Landeschef Rolf Linsler Sahra Wagenknecht als "Überraschungsgast" angekündigte. Stehend applaudierten die mehr als 100 Delegierten des Landesparteitags, als am Sonnabendvormittag ihre neue Hoffnungsträgerin in die frühere Turnhalle in Saarbrücken-Brebach einzog - gleich nach Oskar Lafontaine.

Oskar Lafontaine äußerte sich damit zu den seit Monaten immer wieder auftauchenden Spekulationen: Der 68-jährige Linken-Gründer und die 42-jährige einstige Kommunistin sind ein Paar. Überraschender ist jedoch, die Tatsache, dass sich Lafontaine dazu geäußert hat, denn in Berlin als auch in Saarbrücken galt das Privatleben von Lafontaine weitgehend als tabu. Doch immer wieder sah sich der einstige Saar-Regierungschef mit Gerüchten konfrontiert.

Lafontaine gilt als Förderer Wagenknechts

Im November 2009 löste ein "Spiegel-Bericht“ über die angebliche Liaison der beiden eine heftige Debatte aus, inwieweit Medien über Beziehungen von Politikern berichten dürfen. Wenige Tage später verkündete Lafontaine den Grund für seinen Rückzug von der Spitze der Bundestagsfraktion: Eine anstehende Operation wegen Prostata-Krebses. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 2010 ist er offiziell "nur noch“ Vorsitzender der Linksfraktion im saarländischen Landtag.

Lafontaine ist in dritter Ehe mit Christa Müller verheiratet. Dass die Beziehung schon vor geraumer Zeit gescheitert ist, war bisher nicht bekannt. In Lafontaines Umgebung hieß es noch im Spätsommer, der Politiker habe zunehmend die Freuden des Familienlebens für sich entdeckt. So lasse er es sich nicht nehmen, möglichst oft seinen 14-Jährigen Sohn Carl Maurice zu Handballspielen zu begleiten. Zuletzt machten in Saarbrücken jedoch Gerüchte die Runde, Wagenknecht sei häufiger an der Saar – zu politischen und/oder privaten Treffen.

Die Liaison des 68-Jährigen mit der 26 Jahre jüngeren Frau ist zweifellos auch eine politische. Die Linken-Ikone gilt als Förderer seiner neuen Partnerin, die von vielen als Hoffnungsträgerin für die Generation nach Lafontaine und nach dem 63-jährigen Fraktionschef Gregor Gysi gesehen wird: "Sie gibt der Partei ein Gesicht. Sie gehört in die erste Reihe“, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Heinz Bierbaum kürzlich.

Wagenknecht: "Es ist alles gesagt"

Wagenknecht äußerte sich am Sonnabend nicht weiter zu ihrer Beziehung zu Lafontaine. "Es ist alles gesagt“, antwortete sie nur knapp auf Fragen danach. Sie verließ kurz nach "Lafos“ 100-Minuten Rede über Landespolitik, Rente und Finanzkrise den Parteitag. Ihr Freund blieb noch.

Lafontaine indes schweigt beharrlich zu seinen politischen Plänen. Seinen engsten Genossen auch an der Saar ist jedoch klar, dass er sich um den Zustand der Partei sorgt. "Und deshalb mischt er sich ein“, sagt Bierbaum. Saar-Landeschef Linsler ist sich sicher, trotz seines fortgeschrittenes Alters werde der "Vollblutpolitiker“ Lafontaine noch mal zur nächsten Bundestagswahl antreten, wenn es nötig werde.

Mit Material von dpa und dapd