Das gewaltsame Vorgehen der Polizei im Stuttgarter Schlossgarten vor einem Jahr war der Höhepunkt des Streits um das Bahnprojekt Stuttgart 21. Ein Jahr später wird immer noch gestritten. Der Stuttgarter Hauptbahnhof soll von einem überirdischen Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden, die Zahl der Gleise von 16 auf acht verringert werden. Für den Umbau sind die CDU, SPD und FDP.

Die Gegner der Projekts - die Grünen, Naturschützer und Anwohner - erwarten eine Kostenexplosion, kritisieren, dass der neue Bahnhof nicht effizient sei. Mit ihren Klagen waren die Gegner vor den Gerichten gescheitert - bis die Proteste eskalierten. Eine Schlichtungsrunde - moderiert vom ehemaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler - wurde eingerichtet. In seinem Schiedsspruch sprach sich Geißler für den Bau des Projekts aus - und forderte einen Stresstest sowie einzelne Verbesserungen. Den Stresstest sollte das Projekt später bestehen. Die CDU-geführte Regierung von Stefan Mappus bestand ihren Stresstest nicht und wurde bei den Landtagswahlen im März 2011 abgewählt - jetzt regieren die Grünen unter Winfried Kretschmann. Die Situation ist jedoch alles andere als einfach: Die Grünen regieren mit der SPD, die für Stuttgart 21 ist. Und: Wenn das Projekt stirbt, wird auch Staatsgeld vernichtet - denn die Bahn, der Bund, das Land und die Stadt Stuttgart sind die Geldgeber. Die Bahn beziffert die Ausstiegskosten auf 1,5 Milliarden Euro.

Am 27. November soll eine Volksabstimmung über die Zukunft des Projekts entscheiden. Laut Umfragen ist mittlerweile jeder zweite Baden-Württemberger für Stuttgart 21 - nur jeder dritte lehnt das Projekt ab.

Stuttgart 21 soll 4,1 Milliarden Euro kosten. Vor Kurzem hatte die Bahn mitgeteilt, dass die Kosten um 370 Millionen Euro übertroffen werden.