Hamburg. Sieben Kriegsgefangene waren die ersten Muslime in Deutschland. Nach seinem Überfall auf Lissabon hatte der König von Asturien sie an Karl den Großen in Aachen verschenkt - samt Rüstungen und Maultieren. Der Freundschaftsdienst ist mehr als 1200 Jahre her. Heute leben nach Angaben der Deutschen Islam Konferenz (DIK) etwa vier Millionen Muslime in der Bundesrepublik - sie sind nach den Christen die zweitgrößte Religionsgruppe im Land. Knapp 50 Prozent der Muslime sind deutsche Staatsbürger. Viele sind eingewandert oder Kinder von Zuwanderern aus Ländern wie der Türkei, Bosnien-Herzegowina, Iran, Marokko oder Afghanistan. Die überragende Mehrheit der Muslime lebt in den alten Bundesländern, in den neuen Bundesländern sind es nicht einmal zwei Prozent.

Weltweit folgen weit mehr als eine Milliarde Menschen den Geboten des Islam und beten zu Allah als ihrem einzigen Gott. Damit ist der Islam die am schnellsten wachsende Weltreligion. Der Islam entstand als jüngste Religion im 7. Jahrhundert. "Die sich Gott unterwerfen" ist die Übersetzung für das Wort Muslime. Anders als im Christentum verehren Muslime keinen heiligen Geist und keinen Erlöser wie Jesus Christus. Ihr Prophet heißt Mohammed und ist für die Gläubigen ein sterblicher Mensch. Wie bei den Christen ist Gott auch für die Muslime der Schöpfer der Erde und des Himmels.

In Deutschland ist der Islam stark türkisch geprägt. Die große Mehrheit gehört der sunnitischen Glaubensrichtung an. Auch zahlreiche iranische Imamiten und Schiiten leben in der Bundesrepublik, genauso wie türkische und kurdische Aleviten. Etwa 2000 Imame lehren die Religion der Muslime in Moscheen und Vereinen. Mit fast 20 Millionen Euro will die Bundesregierung nun den Aufbau von Zentren für Islamstudien fördern. Mit dem Aufbau Islamischer Zentren soll eine Lücke an deutschen Hochschulen geschlossen werden: Rund 2000 islamische Religionslehrer werden nach Schätzungen des Bildungsministeriums gebraucht, um für die rund 700 000 muslimischen Schüler an deutschen Schulen Religionsunterricht anzubieten.

Spätestens seitdem die sogenannten Gastarbeiter in den 1960er-Jahren nach Deutschland kamen und sich dauerhaft niederließen, ist der Islam Teil der deutschen Realität. Dennoch wird immer wieder heftig über die Frage debattiert, ob der Islam auch zu Deutschland gehört. Vor allem seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York sind islamische Fundamentalisten im Fokus der Sicherheitsbehörden im Kampf gegen Terrorismus.