Hannover. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die Ergebnisse des Euro-Gipfels vom Juli kritisiert und die Staatsschuldenkrise als "die größte Belastungsprobe" seit dem Bestehen des Euro bezeichnet. Indem umfangreiche zusätzliche Risiken auf die Hilfe leistenden Länder und deren Steuerzahler verlagert würden, habe der Euro-Raum einen großen Schritt hin zu einer Vergemeinschaftung von Risiken im Falle unsolider Staatsfinanzen und gesamtwirtschaftlicher Fehlentwicklungen gemacht, bemängelte er gestern in einer Rede in Hannover.

"Im Gegenzug wurden die Kontroll- und Einflussmöglichkeiten auf die nationalen Finanzpolitiken jedoch nicht spürbar verstärkt. Damit droht der institutionelle Rahmen der Währungsunion zunehmend an Konsistenz zu verlieren", warnte Weidmann. So sei das wieder gestiegene Misstrauen an den Finanzmärkten vor allem auf die Unsicherheit über den politischen Prozess zur Lösung der Staatsschuldenkrise zurückzuführen.

Nach dem jüngsten ARD-Deutschlandtrend sind zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten der Meinung, dass der Bundestag den erweiterten Euro-Rettungsschirm ablehnen solle. Zwei Drittel der Befragten denken zudem, die Regierung habe angesichts des Ausmaßes der Krise den Überblick verloren. 80 Prozent sind davon überzeugt, dass "der schlimmste Teil der Euro- und Schuldenkrise uns noch bevorsteht".