Berlin. Die Schuldenkrise und die Maßnahmen zur Euro-Rettung werden immer stärker zur Belastungsprobe für die schwarz-gelbe Koalition. Die Liste der Abweichler bei der Bundestagsabstimmung zum erweiterten Rettungsfonds EFSF könnte inzwischen 23 Mitglieder der schwarz-gelben Koalition umfassen, berichtet der "Focus". Damit hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) keine eigene Mehrheit mehr und wäre auf die Opposition angewiesen.

Auch ist unklar, wann der Bundestag das Reformpaket verabschieden soll. Bislang galt der 23. September als spätestes Datum, jetzt brachte der CSU-Landesgruppengeschäftsführer Stefan Müller im Abendblatt den 29. September ins Gespräch. Auch in der FDP wird um eine Verschiebung der Abstimmungen in Bundestag und Bundesrat geworben, um mehr Zeit für Arbeiten an dem Gesetz zu gewinnen. Das Kabinett wird sich bereits an diesem Mittwoch mit dem Euro-Rettungsschirm befassen.

In der Unionsfraktion wird derweil erwogen, im Bundestag ein neues Gremium zu schaffen, das die Mitspracherechte des Bundestags bei Entscheidungen über Euro-Nothilfen regelt. Im Gespräch soll etwa ein Großer EU-Ausschuss sein, für den allerdings eine Grundgesetzänderung erforderlich wäre. FDP-Haushaltspolitiker Jürgen Koppelin forderte im Abendblatt dagegen, dass der Haushaltsausschuss über jede Tranche bei Rettungsmaßnahmen mitentscheiden müsse.