Bei der Bekämpfung der steigenden Internetkriminalität müssen Politik und Sicherheitsbehörden stärker durchgreifen.

Berlin. Wenn die Politik bei der Bekämpfung der Internetkriminalität glaubwürdig agieren will, muss sie der Kriminalpolizei auch das notwendige Personal und die rechtlichen Instrumentarien zur Bewältigung dieser nicht leichten Aufgabe zur Verfügung stellen. Gleichzeitig ist für die nötige persönlich fachliche Qualifizierung der Kriminalistinnen und Kriminalisten zu sorgen. „Sehr schnell wird sich jetzt zeigen, ob sich die Innen- und Justizpolitiker ihrer Verantwortung bewusst sind und mehr als nur Absichtserklärungen produzieren“, so der BDK-Bundesvorsitzende Klaus Jansen.

Das aktuell von BKA und Bitkom vorgestellte Lagebild „Cybercrime 2010“ macht es erneut deutlich: Die Internet-Kriminalität steigt stetig – jedes Jahr um rund 20%. Vor allem das Ausspähen von Online-Zugangsdaten, der Identitätsdiebstahl und Phishing-Delikte sind stark angestiegen. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Schadenshöhe fast verdoppelt. So verzeichnet nach einer KPMG-Studie über die Hälfte aller Unternehmen, die 2010 Opfer von Wirtschaftskriminalität wurden, Schäden durch Cybercrime.

„Laut einer aktuellen BITKOM-Umfrage haben 70% aller deutschen Internet-Nutzer ab 14 Jahren schon negative Erfahrungen mit Viren, Schadprogrammen, Betrug, Ausspähen von Daten, Cybermobbing usw. machen müssen. Rund 51 Millionen Bundesbürger sind derzeit online. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) hat 2010 aber lediglich 60.000 Fälle von Cybercrime erfasst. Dieses krasse Missverhältnis zeigt, wie blind die Sicherheitsbehörden agieren und macht auch die Hilf- und Konzeptlosigkeit der Polizei bei der Bekämpfung dieser Delikte deutlich“, so der BDK Bundesvorsitzende Klaus Jansen.

Das Internet muss von jedem Bürger sicher betreten und genutzt werden können. Diesen Anspruch darf jeder Internetnutzer haben. Außerdem ist ihm ein kompetenter Umgang mit dem Medium Internet zu vermitteln. „In der Vergangenheit wurde dem deutschen Verkehrsteilnehmer über die Fernsehkampagne „der 7. Sinn“ sicheres Verhalten im Straßenverkehr vermittelt. Mit der vom BDK initiierten Kampagne „der 8. Sinn“ könnte in ähnlicher Art und Weise Medienkompetenz der Internetnutzer gebildet und gefördert werden“, so der BDK-Vorsitzende Klaus Jansen.

„Mit unserer föderalistischen Denk- und Handlungsweise, wo jede Landes- und die Bundespolizeien ihr eigenes Süppchen kochen und dabei Millionen von Steuergeldern sinn- und ergebnislos verplempern, sind die meisten Delikte des Cybercrime nicht ernsthaft zu bekämpfen. Dem Internet sind Landes- und Staatsgrenzen völlig egal“, beschreibt der BDK-Vorsitzende Klaus Jansen die aktuelle Situation.

„Der BDK fordert die Einrichtung eines kriminalpolizeilichen Kompetenzzentrums für Computerkriminalität beim BKA mit den Schwerpunktaufgaben der Lagedarstellung, Analytik, Prognostik und der Entwicklung von Methoden zur präventiven und repressiven Bekämpfung der Computerkriminalität in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft“, so der BDK Bundesvorsitzende Klaus Jansen abschließend. (dpa)