Für Prävention sollte so viel ausgegeben werden wie für Werbung

Berlin. Zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs schlägt die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren eine drastische Verteuerung von Alkoholgetränken durch zusätzliche Steuern vor. Für eine Flasche Bier sollte die Abgabe 21 Cent, für Wein 97 Cent und für eine Flasche Wodka 3,90 Euro betragen, forderte der Dachverband der Suchthilfeeinrichtungen bei der Vorlage des Jahrbuchs Sucht 2011. Für Präventionsarbeit sollte mindestens so viel Geld ausgegeben werden wie in Werbung für alkoholische Getränke investiert wird.

Im Gegensatz zum deutlich sinkenden Tabakkonsum gebe es beim Alkohol kaum einen Rückgang, sagte Hauptstellen-Geschäftsführer Raphael Gaßmann. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 9,7 Litern reinen Alkohols stehe Deutschland international an elfter Stelle der Nationen, die am meisten dem Alkohol zusprechen. Zudem sei die Zahl der Alkoholvergiftungen seit 2000 um mehr als das Doppelte angestiegen.

Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle, Rudolf Egg, verwies dabei auf einen wissenschaftlich gut belegten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Straffälligkeit. So sei 2009 gut ein Drittel der Tatverdächtigen bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen alkoholisiert gewesen. Außerdem seien im selben Zeitraum mehr als zehn Prozent der Verkehrstoten bei alkoholbedingten Unfällen zu beklagen gewesen.

Dass ein Imagewandel zum Rückgang des Konsums beitragen kann, zeige das Beispiel Rauchen, sagte Gaßmann. So hätten unter anderem die Warnhinweise auf Zigarettenschachteln sowie das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Restaurants bewirkt, dass Rauchen bei Jugendlichen nicht mehr als "cool" angesehen werde. Immer weniger Menschen fingen überhaupt erst mit dem Rauchen an.

Für besorgniserregend halten die Suchtexperten auch den sogar weiter zunehmenden Verbrauch von Medikamenten. Nach Gaßmanns Angaben ist mindestens eine Million Deutsche abhängig von Beruhigungsmitteln oder entspannungsfördernden Wirkstoffen. Im Jahr 2009 seien 28,1 Millionen Packungen Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie 10,5 Millionen Packungen Tranquilizer verkauft worden.